JOHANN WADEPHUL, JETZT ATOMKRAFTGEGNER : Ein Umdenker
■ 48, ist Jurist und CDU-Bundestagsageordneter für Rendsburg-Eckernförde. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Foto: dpa
Bis zu dieser Woche war klar wo Johann Wadephul (CDU) steht, wenn es in Debatten um die Atomkraft ging: Auf der Seite, der Atomkraft-Befürworter, auf der Linie seiner Partei, an deren Spitze er in Schleswig-Holstein lange wirkte. Doch das ist jetzt anders: Am Donnerstag stimmte der Bundestagsabgeordnete mit drei anderen Abgeordneten aus seiner Fraktion für zwei Anträge von SPD und Grünen. Darin fordern die Oppositionsparteien, die sieben ältesten Atomkraftwerke in Deutschland und Krümmel „sofort unter Verfall der jeweiligen Reststrommengen endgültig stillzulegen“.
Für jemanden, der als Chef der CDU-Fraktion im Kieler Landtag anlässlich der Debatte um die Laufzeitverlängerung schon mal eine Sitzung ans AKW Brokdorf verlegt hat, keine Selbstverständlichkeit. Damals forderte er alle auf, sich bei den Betreibern über die Kraftwerke zu informieren. Heute sagt er, er habe den Atom-GAU von Fukushima ein paar Tage auf sich wirken lassen, viel im Internet recherchiert und sei dann zu dem Ergebnis gekommen, dass er seine alte Position ändern muss, die er 30 Jahre lang vertreten hat.
Seit Mitte der 90er Jahre taucht sein Name in der schleswig-holsteinischen Landespolitik auf: Als Mitglied des CDU-Landesvorstands gilt er als Modernisierer, später ist er Generalsekretär, wird Landtagsabgeordneter. Zwei Jahre lang ist er sogar Landesvorsitzender seiner Partei. Von 2005 bis 2009 war er Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion in Schleswig-Holstein. Bei der Diskussion um einen möglichen Nachfolger von Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) fällt sein Name. Doch der promovierte Jurist wird es nicht und geht 2009 als Abgeordneter in den Bundestag.
An den Sicherheitsbedenken der Atomkraftgegner „kann man nicht vorbei“, sagt Wadephul heute. Mit den Vorfällen von Harrisburg, Tschernobyl, glimpflicheren Störfällen in Schleswig-Holstein und nun dem GAU in Fukushima habe er für sein Alter von 48 Jahren zu viele unwahrscheinliche Probleme erlebt. Wadephul fordert nun, die Laufzeitverlängerung rückgängig zu machen und will eine schnelle Energiewende. DANIEL KUMMETZ