JAZZ : Kontinuierliche Beschleunigung
Nicht nur für den Grammy für das beste Instrumentalalbum war „Historicity“ vor zwei Jahren nominiert, fast alle namhaften Platte-des-Jahres-Listen haben der New Yorker Jazzpianist und Bandleader Vijay Iyer, Bassist Stephan Crump und Schlagzeuger Marcus Gilmore damit angeführt. Und den Jazz-Echo als bestes internationales Ensemble gab es auch noch. Weil der als Sohn indischer Eltern groß gewordene Klavier-Autodidakt, der Ende der 90er über den Zusammenhang von Denken, Fühlen, Rhythmus und Bewegung promoviert hat, und sein Trio sich darauf mit Coverversionen unter anderem von Leonard Bernstein, Stevie Wonder und der Londoner Elektro-Hip-Hopperin M.I.A. ebenso intelligent und hochkomplex wie unakademisch und unkonventionell in der Jazzgeschichte verorten. Auf seinem aktuellen Album „Accelerando“ nun geht es unter anderem mit Kompositionen von Duke Ellington, Herbie Nichols, Michael Jackson und Eigenem um Tanz: den „körperlichen Weg, Musik zu hören“. Der war schließlich immer ein zentrales Moment der Bewegung des Jazz selbst: Bevor der Bebop zur Kunstmusik wurde, war er als Swing-Erbe vor allem Musik für die Tanzfläche. Und so dreht sich diesmal alles um das Tempo als Strukturelement und die Möglichkeiten kontinuierlicher Beschleunigung. Morgen stellt das Vijay Iyer Trio das Album im Rahmen des Movimentos-Festivals in Wolfsburg vor. Man darf auf jede Menge Überraschungen gespannt sein. MATT
■ Wolfsburg: Fr, 27. 4., 20 Uhr, Autostadt, ZeitHaus, StadtBrücke