JAN ZIER ÜBER DAS NEUE MUSEUM WESERBURG : Gestiegene Bedeutung
Gut 250 Kunstwerke – bislang in Händen der Weserburg – gehen in jene des Münsteraner Picasso-Museums über. Das ist für Bremen bedauerlich, schon weil die Sammlung publikumsträchtig Immendorff-Schau und Newton-Ausstellung speiste. Ein Skandal verbirgt sich dahinter nicht, auch wenn die mitunter aufgeregten Reaktionen in CDU und Medien anderes nahe legen. Da wird gemutmaßt, Museums-Direktor Carsten Ahrens, ja, Bürgermeister Jens Böhrnsen selbst wissen nicht sensibel mit SammlerInnen-Persönlichkeiten umzugehen. Belege gibt es keine. Selbst das Konzept der Weserburg wird in Frage gestellt. Das offenbart nur Unwissen.
Es ist noch gar nicht so lange her, dass die Weserburg die Sammlung von Reinhard Onnasch verlor. Der nennt Werke aus der gesamten europäischen wie amerikanischen Moderne sein eigen. Millionenwerte. Richard Serra findet sich da, einer der bedeutendsten lebenden US-amerikanischen Bildhauer, aber auch Markus Lüpertz oder Gerhard Richter, insgesamt gut über 2.000 Positionen. An einen Aufschrei in Bremen kann man sich nicht erinnern, obwohl es damals um einen Grundstock der Weserburg ging. Und das Museum konnte offensichtlich auch weiter existieren.
Am Ende belegt die aktuelle Debatte also vor allem eines: Die gestiegene Bedeutung, die das Haus gerade in den vergangenen Jahren erzielt hat. Insofern ist der Wirbel ein gutes Zeichen.