JAN SCHLAUDRAFF, HANNOVER 96 : Ohne Leidenschaft
■ spielte vor Hannover 96 bei Alemannia Aachen und beim FC Bayern München. Und nun in der Regionalliga.Foto:dpa
Die Erklärung für die Niederlage in Stuttgart war einfach. Denn Hannover hatte gegen allenfalls durchschnittliche Gastgeber nicht eine nennenswerte Gelegenheit. Dem biederen Spiel der Niedersachsen fehlte es an Inspiration. Es fehlte einer, der den Unterschied machen kann. Einer wie Jan Schlaudraff.
Doch der stand nicht im Kader. Wieder einmal. Während sich seine Kollegen in der glitzernden Bundesligawelt im Rahmen ihrer Möglichkeiten bewegten, spielte der ehemalige Nationalspieler in der fußballerischen Bedeutungslosigkeit – vor 757 Zuschauern in der graugrauen Regionalliga Nord.
Die wenigen, die gekommen waren, konnten sehen, dass es Schlaudraff bisweilen versteht, Fußball wie Kunst aussehen zu lassen. Ein Tor erzielte er selbst, an den anderen drei war er beteiligt – beim 4 : 1 vom Bundesliganachwuchs gegen Magdeburg. Er muss sich aber den Vorwurf gefallen lassen, selbst schuld daran zu sein, gerade nicht berücksichtig zu werden. Er habe leidenschaftslos trainiert, sagte Trainer Mirko Slomka vor vier Wochen, als er ihn erstmals aus dem Kader nahm. Sätze wie diese wiederholten sich immer wieder. Schlaudraff trainierte – aber unauffällig bis unsichtbar.
Auch nach den deutlichen Worten Slomkas scheint Schlaudraff unter einer grandiosen Selbstüberschätzung zu leiden. Aber genau das kann Slomka im Abstiegskampf nicht gebrauchen. Wenn sich daran nichts ändert, wird Schlaudraff weiter gegen Mannschaften wie Goslar und Plauen antreten müssen.
Dabei sollte die Rückrunde so etwas wie der persönliche Neuanfang Schlaudraffs werden. Immer wieder wurde er durch Verletzungen zurückgeworfen und war so auch nach eineinhalb Jahren nie richtig in Hannover angekommen. Die Beziehung hat in diesen Tagen einen schwierigen Höhepunkt erreicht – den nur Schlaudraff allein überwinden kann. CHRISTOPH ZIMMER