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■ Ist Afrika schuld am Absturz der Bundeswehr-Tupolew?Vermuffte Klischees

Als weder Ort noch Ursache des Absturzes der Bundeswehr-Tupolew wenigstens in Umrissen bekannt waren, da schienen die Schuldigen bereits gefunden zu sein. Ausführlich beklagten Fernsehmoderatoren gemeinsam mit hohen Bundeswehroffizieren schon am Sonntag abend den schlechten Sicherheitsstandard des afrikanischen Luftraumes. Rassismus hat viele Gesichter.

Nun sind Mängel der Flugüberwachung in Afrika gewiß nicht zu bestreiten. Aber traf die Erkenntnis, daß diese bestehen, die Verantwortlichen denn schockartig? Weder das deutsche Militärflugzeug noch die US-Transportmaschine, mit der die Tupolew offenbar zusammengestoßen ist, verfügten über ein Kollisionswarnsystem. Die Flotten von Condor und LTU sind nach Angaben der Pilotenvereinigung Cockpit komplett mit den Geräten ausgestattet.

Erschreckend widersprüchlich sind die Angaben darüber, wer wann worüber informiert worden ist. Die Hardthöhe hat Vorwürfe namibischer Behörden zurückgewiesen, denen zufolge der Flug nicht ordnungsgemäß angemeldet war. Als Beleg verbreitete die Hardthöhe die Kopie einer diplomatischen Note, in der die deutsche Botschaft am 20. August das namibische Außenministerium um eine Überflugs- und Landegenehmigung gebeten hatte. Gibt's da nichts anderes, was sich vorweisen läßt?

Südafrikanischen Angaben zufolge wurde Kapstadt, das Ziel der Tupolew, erst am Sonntag morgen davon in Kenntnis gesetzt, daß die Maschine seit Samstag abend vermißt wird. Zu diesem Zeitpunkt waren Nato-Partner in der Region und die Lufthansa in Windhuk und Kapstadt bereits um Mithilfe bei der Suche gebeten worden. Man sieht, wem hier Effizienz zugetraut wird – und wem nicht.

Deutsche Flugzeuge, Militärmaschinen zumal, sind sicher. Die deutsche Flugbereitschaft verhält sich korrekt. Die Afrikaner machen ihren Job nicht richtig und wollen dafür auch noch Geld in Form hoher Gebühren für Überfluggenehmigungen. Die Verbreitung von derlei Klischees hat es Verteidigungsminister Rühe ermöglicht, noch gestern in der Bild-Zeitung zu erklären: „Es sieht so aus, daß die mangelhafte Flugkontrolle in Afrika bei dem Unglück eine Rolle spielt.“ Möglicherweise wird sich dieser Vorwurf niemals widerlegen lassen. Die Bundeswehrmaschine hatte ja nicht einmal eine Blackbox, den herkömmlichen Flugschreiber, an Bord. Bettina Gaus

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