: Israel will Presse aussperren
■ Likud–Block will Journalisten den Zugang zu besetzten Gebieten verwehren / Brutalität der Soldaten wird von Israels Fernsehen heruntergespielt / Shultz–Mission weiterhin ohne Erfolg
Tel Aviv/Jerusalem (rtr/ap) - Der israelische Ministerpräsident Jitzhak Shamir hat am Montag nicht ausgeschlossen, daß seine Regierung Journalisten den Zugang zu den besetzten arabischen Gebieten verbietet. Die Armee müsse prüfen, ob mit einem solchen Schritt der „Schaden“ durch den Aufstand der Palästinenser in Westjordanien und im Gazastrei fen verringert werden könne, sagte er. Die Schließung dieser Gebiete für die Presse war wiederholt von Politikern aus Schamirs rechtskonservativem Likud– Block gefordert worden. Die öffentliche Überlegung Schamirs ist vermutlich auf einen Film von CBS zurückzuführen. Darin waren vier israelische Soldaten gezeigt worden, wie sie in der Stadt Nablus in der Westbank zwei gefesselte Palästinenser mit Felsbrocken schlugen und gegen Kopf und Brust traten. Eine Szene, in der ein israelischer Soldat einem seiner Opfer die Arme bricht, wurde von den israelischen Fernsehredakteuren herausgeschnitten. Das israelische Fernsehen legt in der Frage der Dokumentation von israelischen Brutalitäten gegenüber Palästinensern diskrete Zurückhaltung an den Tag. So haben die israelischen Fernsehzuschauer seit dem Ausbruch der Auseinandersetzungen Anfang Dezember erst ein einziges Mal zu sehen bekommen, wie israelische Soldaten auf palästinensische Demonstranten eindreschen. Für die Verharmlosung der Lage in den besetzten Gebieten scheint es vor allem drei Gründe zu geben: die politische Befürchtung, daß Publizität die arabischen Demonstranten ermutigen könnte, „patriotischer Journalismus“ oder das Bemühen, keine Berichte zu veröffentlichen, die die Moral der israelischen Soldaten untergraben könnten, und schließlich Zensur. Währenddessen erlitt die Nahost–Mission des US–Außenministers Shultz einen weiteren Rückschlag. Die jordanische Regierung ist angeblich nicht mehr bereit, mit einer gemischten jordanisch–palästinensischen Delegation an Friedensverhandlungen mit Israel teilzunehmen. Statt dessen soll die PLO nun die Palästinenser alleine vertreten. In Ägypten, wo Shultz sich am Sonntag aufhielt, war der Plan des Außenministers - zumindest nach amerikanischer Interpretation - auf Interesse gestoßen. Der amerikanische Vorschlag sieht eine begrenzte Autonomie der Palästinenser in den besetzten Gebieten sowie ab Dezember Verhandlungen über den endgültigen Status der Gebiete vor. Die Regierungen von Syrien und Jordanien hatten diesen Plan bereits am Samstag abgelehnt und die Teilnahme der Sowjetunion und der PLO zur Bedingung von Verhandlungen mit Israel gemacht.
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