Isländischer Vulkan Grímsvötn: Aschewolke zieht Richtung Deutschland
Die Wolke des Asche speienden isländischen Vulkans Grímsvötn soll Richtung deutsche Küste ziehen und könnte zu Flugverboten über Deutschland führen. Auch Obama bekam die Wolke zu spüren.
LONDON/BRÜSSEL dpa | Der isländische Vulkan Grímsvötn beeinträchtigt den internationalen Flugverkehr: Mehrere Fluggesellschaften haben wegen der Vulkanasche am Dienstag Flüge von und nach Schottland gestrichen. Zudem kommt es bei einigen Transatlantikflügen nach Angaben des britischen Verkehrsministeriums zu Verspätungen. Die Aschewolke soll im Laufe des Tages auch Richtung deutsche Küste ziehen, teilte der Deutsche Wetterdienst mit.
Island hatte am späten Montagabend seine internationalen Flughäfen wieder geöffnet - auch den Airport von Keflavik. Der Grímsvötn war am Dienstag nach Angaben isländischer Experten weiterhin aktiv und schürte die Angst vor neuen Problemen im Luftverkehr - 14 Monate nach dem Flugchaos, das der isländische Vulkan Eyjafjallajökull ausgelöst hatte.
Die Aschewolke soll auch Richtung deutsche Küste ziehen. Am Mittwoch könnte er auch zu Flugverboten über Deutschland führen. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes wird der Grenzwert für Verbote von zwei Milligramm Aschepartikel pro Kubikmeter Luft voraussichtlich um 8.00 Uhr morgends über Norddeutschland erreicht. Davon ist nach offiziellen britischen Angaben der Luftraum bis zu einer Höhe von 6000 Metern betroffen.
FC Barcelona reist früher zum Champions-League-Finale
Befürchtet wird auch, dass die Wolke nach Frankreich und Spanien weiterzieht. Der spanische Fußballmeister FC Barcelona will aus Furcht vor der Asche seine Anreise zum Finale der Champions League gegen Manchester United vorziehen. Die Katalanen wollen nach Medienberichten am Dienstagabend oder am Mittwoch nach London fliegen, wo sie am Samstag im Wembley-Stadion auf das Team von Alex Ferguson treffen.
Mit Sorge dürften wegen der möglichen Verbreitung der Asche auch die Staatenlenker dem G8-Gipfel am Donnerstag im französischen Deauville entgegen sehen.
Im Frühjahr 2010 hatte der Eyjafjallajökull mit seiner Asche wochenlang Teile des internationalen Flugverkehrs gestoppt. Damals fehlten Grenzwerte für die Aschekonzentrationen in der Atmosphäre. Inzwischen wurden dafür drei Zonen festgelegt - und das Fliegen in Arealen mit geringer Konzentration ist erlaubt.
Allerdings beklagen Fluggesellschaften, dass es nach wie vor keinen einheitlichen, absoluten Grenzwert gibt, bei dem alle Flugzeuge am Boden bleiben müssen.
Wie groß ist die Wolke?
In Deutschland wurde von Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) ein Grenzwert festgelegt. Bei mehr als 2 Milligramm Aschebelastung pro Kubikmeter Luft darf nicht mehr geflogen werden - es sei denn, Triebwerk- und Flugzeughersteller geben dafür grünes Licht.
Die Wetterverhältnisse in Island machten es schwierig, die Größe und Höhe der Wolke genau einzuschätzen, sagten Meteorologen des Landes. Aber Radaranzeigen machten deutlich, dass die Aschewolke nicht mehr so hoch wie kurz nach dem Ausbruch des Grímsvötn am Samstag sei. Experten gingen von fünf bis sieben Kilometern aus. Im Laufe des Tages sollte ein Erkundungsflugzeug über die Region fliegen.
Mehrere Fluggesellschaften - darunter KLM, British Airways, Ryanair, Easyjet, der Lufthansa-Partner BMI, Loganair, Eastern Airways und Aer Lingus - strichen am Dienstagmorgen Flüge von und nach Schottland. 400 Menschen mussten über Nacht am Flughafen Edinburgh ausharren. Wie lange die Probleme anhalten würden, war am Dienstagmorgen nicht klar.
Präsidentpaar nächtigt in US-Botschaft
Jeder Staat entscheidet selbst darüber, ob er seinen Luftraum schließt - die EU-Luftsicherheitsexperten geben nur Empfehlungen ab. So können die Fluggesellschaften beantragen, bei einer mittleren Aschekonzentration noch zu fliegen. Es lägen einige Anträge vor, hieß es von der britischen Luftfahrtaufsicht CAA.
Prominentes Opfer des Ausbruchs war am Montagabend das Ehepaar Barack und Michelle Obama. Der US-Präsident und seine Frau mussten vorzeitig von Irland nach London abreisen, um der Wolke zu entgehen. Statt wie geplant in Dublin übernachtete das Paar in der US-Botschaft in London.
Der Grímsvötn war am Samstag ausgebrochen. Der Vulkan schleuderte seine Asche teilweise mehr als 20 Kilometer hoch in die Luft. Er liegt unter dem größten Gletscher Islands, dem Vatnajökull.
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