: Irans Einfluß in Beirut wächst
■ Syrischer Einmarsch verzögert sich / Hizbollah hat nichts gegen den Einmarsch, wenn Zahl der Syrer bschränkt bleibt / Entführer westlicher Geiseln drohen mit Mord, wenn Syrien einmarschiert
Beirut (afp/rtr) - In Beirut herrschte am Donnerstag weiterhin Unklarheit über die syrische Rolle bei einer Befriedung des Südens der libanesischen Hauptstadt. Während die Verhandlungen zwischen Syrern und Iranern fortgesetzt werden sollten, kam es in der Nacht zum Donnerstag erneut zu sporadischen Gefechten zwischen den beiden verfeindeten schiitischen Milizen Hizbollah und Amal. Die Kämpfe konzentrierten sich vorwiegend auf den Stadtteil Chiyah, die letzte Bastion der pro–syrischen Amal in Südbeirut. Unterdessen häuften sich die widersprüchlichen Angaben über einen Einmarsch der Syrer in den vorwiegend von Schiiten bewohnten Elendsvierteln. Nach Angaben der iranischen Botschaft suchen beide Seiten nach einer „politischen Lösung, die die Sicherheit Südbeiruts garantiert“. Allerdings bestünden Meinungsunterschiede bei der Frage, wer für die Sicherheit zuständig sein solle. Die Hizbollah hat nach eigenen Angaben nichts gegen einen Einmarsch der Syrer in die inzwischen fast vollständig von ihr kontrollierten Gebiete; die Zahl der syrischen Soldaten müsse jedoch begrenzt bleiben. Nach ihrer Darstellung drehen sich die iranisch–syrischen Verhandlungen vorwiegend um die „Organisation“ des syrischen Einmarsches. Die Entführer von westlichen Staatsbürgern in Libanon haben nach schiitischen Angaben mit der Ermordung ihrer Geiseln gedroht, falls syrische Truppen in die südlichen Vororte Beiruts einmarschieren sollten. Die Drohung sei den Syrern am Sonntag übermittelt worden, sagte ein hochrangiger pro–syrischer Schiit am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuter. Sie sei der Hauptgrund, daß Syrien zögere, in Südbeirut einzumarschieren. Die Beiruter Tageszeitung An– Nahar meldete, Iran fordere, daß die Syrer nur eine begrenzte Zahl von Soldaten nach Beirut einmarschieren lassen, um die kämpfenden Parteien zu trennen, daß die syrische Armee nicht versuche, die Hizbollah zu entwaffnen und daß die Freilassung der in Beirut festgehaltenen Geiseln unabhängig von einem Eingreifen der Syrer behandelt werde.
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