Iranischer oppositioneller Regisseur: Gepolter vom Kulturministerium
Das iranische Kulturministerium droht Jafar Panahi mit Repressionen. Der Grund ist, dass er weiterhin Filme dreht und damit auch noch Preise gewinnt.
![](https://taz.de/picture/171880/14/19022013_Jafar_Panahi_dpa.jpg)
Wer ist eigentlich Dschawad Schamaghdari? Im iranischen Kulturministerium ist er für das Kino zuständig. Er hat eine Reihe von heiklen Themen zu moderieren: Wie reagiert man im „Gottesstaat“, nachdem 2012 ein Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgerechnet an „Nader und Simin“, ein gesellschaftskritisches Drama aus Teheran, gegangen war?
Das zweite heikle Thema hat mit Deutschland zu tun. Schamaghdari hat nun auf den Umstand reagiert, dass auf der Berlinale „Pardé“ („Closed Curtain“) von Jafar Panahi und Kamboziya Partovi lief und einen Silbernen Bären für das Beste Drehbuch gewann.
„Im Iran müssen Filme mit Erlaubnis gedreht und auch mit Erlaubnis ins Ausland geschickt werden, daher ist die Produktion und Aufführung dieses Films illegal und dementsprechend eine Straftat“, so wird Schamaghdari in iranischen Medien zitiert. Bis jetzt habe man Geduld gezeigt. „Aber nicht wir, sondern die Polizei ist für so etwas zuständig“, sagte Schamaghdari, der damit zur Strafverfolgung aufrief.
Zur Erinnerung: Panahi wurde zu Haft und zu 20 Jahren Berufsverbot verurteilt. Das Verbot wurde umgangen, „Pardé“ wurde am Kaspischen Meer gedreht und danach außer Landes geschmuggelt. Partovi durfte nach Berlin reisen, Panahi nicht. Eine Entgegnung auf die Äußerungen von Schamaghdari hat Panahi im Grunde bereits mit seinem vorletzten Film gegeben, der 2011 in Cannes lief. Er heißt „In film nist“, also: „Dies ist kein Film.“ Wenn ein Film kein Film ist, kann seine Herstellung nicht illegal sein. Was aber ist „Pardé“? Eine persönliche Äußerung, die sich audiovisueller Mittel bedient? Nein.
Jafar Panahi ist auch deswegen zum prominentesten Regimeopfer des iranischen Kinos geworden, weil er erkannt hat, dass seine prekäre Situation dazu angetan ist, filmisch verarbeitet zu werden – wenn auch nicht mit den Mitteln der großen, repräsentativen Darstellung von Verfolgung, wie es Luc Besson in „The Lady“ für die birmesische Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gezeigt hat.
Panahi führt die Auseinandersetzung auf dem Feld des Kinos selbst, das sich gerade in eine Richtung verändert, die es für die Behörden im Iran ungreifbar macht. Schamaghdari weiß vermutlich, dass das Ausmaß an Repression, das dagegen notwendig wäre, weder machbar noch politisch sinnvoll ist. Seine Äußerung wirkt deswegen ein wenig wie eine rhetorische Pflichtübung. Gleichwohl muss Panahi neue Unannehmlichkeiten befürchten. Das Katz-und-Maus-Spiel geht weiter.
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