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Iranische Bevölkerung wählt wie von Präsident Rafsandschani geplant

Teheran/Berlin (taz/afp/ap) — Schon im ersten Wahlgang der iranischen Parlamentswahlen zeichnet sich ein deutlicher Sieg der Anhänger von Präsident Rafsandschani ab. Die iranische Nachrichtenagentur 'Irna‘ meldete gestern, nach ersten Auszählungen seien im Wahlbezirk Teheran 29 der 30 Politiker mit den meisten Stimmen Rafsandschani- Anhänger. Allerdings erreichten nur drei auf Anhieb die für einen Parlamentssitz notwendige Zweidrittelmehrheit. Die restlichen Bewerber müssen sich einer Stichwahl stellen.

Zur Wahl standen zwei Listen rivalisierender Kleriker: die rafsandschanitreue „Kämpferische Geistlichkeit“ und die revolutionstreuen „Kämpferischen Geistlichen“. Letztere hatten bisher die Mehrheit im Parlament. Die am Freitag durchgeführten ersten Parlamentswahlen nach dem Tode von Revolutionsführer Ayatollah Khomeini galten als „Showdown“ der beiden rivalisierenden Gruppen. Ein von Anhängern Rafsandschanis dominierter „Wächterrat“ hatte zuvor über 1.000 Kandidaten abgelehnt, darunter etliche „Konservative“.

Laut ersten Auszählungen fielen etliche Hochburgen der „Konservativen“ an „Pragmatiker“, so die heilige Schiitenstadt Khom. Auch Hadi Khamenei, Bruder des geistlichen Führers im Iran und Hauptwiedersacher Rafsandschanis, Ali Khamemei, scheiterte in seinem Wahlkreis.

Widersprüchliche Angaben liegen über die Wahlbeteiligung vor. Während die iranische Führung verlautbarte, 60 bis 80 Prozent der iranischen Bevölkerung seien zu den Wahllokalen gegangen, behaupteten die oppositionellen Volksmudschaheddin in Bagdad, die Mehrheit der Bevölkerung sei den Urnen ferngeblieben. Die Oppositionsgruppe hatte zum Wahlboykott aufgerufen.

Eine Erfolg erzielten die „Konservativen“ auf dem Mediensektor. Das iranische Informations- und Kulturministerium verbot das Magazin 'Farad', weil es mit einer Karikatur angeblich den verstorbenen Ayatollah Khomeini postum beleidigt hatte. Das Magazin plazierte neben einem Artikel über Fußball die Zeichnung eines körperbehinderten alten Geistlichen, der sich bemüht, Fußball zu spielen. taud

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