: Iran debattiert Ceausescu-Besuch
■ Außenminister Welayati mußte Einladung vor dem Parlament in Teheran rechtfertigen
Teheran (afp) - Der iranische Außenminister Ali Akbar Welayati hat den Iran-Besuch des hingerichteten rumänischen Staats- und Parteichefs Ceausescu Mitte Dezember verteidigt. Vor dem iranischen Parlament sagte Welayati, „mehrere Verträge zu wichtigen Verteidigungsfragen“ rechtfertigten die Visite. Ceausescu war nach Teheran gefahren, nachdem bereits erste Berichte über die Massaker in Rumänien bekannt geworden waren. Welayati fügte hinzu, die während des Besuchs abgeschlossenen Verträge würden von der neuen rumänischen Regierung respektiert. Er antwortete auf eine Anfrage von 84 der insgesamt 270 Abgeordneten im Madschlis. In Teheran hieß es, die Abgeordneten seien mit den Ausführungen Welayatis nicht zufrieden. Diese müßten von einer Parlamentskommission geprüft werden. Der Außenminister wurde bereits vom außenpolitischen Ausschuß des Parlaments gehört, der seine Erklärungen als „unzureichend“ bezeichnete. Der Besuch Ceausescus war in offiziellen Kreisen in Teheran mehrfach kritisiert worden.
Neben den Verteidigungsfragen könne Rumänien als derzeitiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat dem Iran auch bei den Friedensverhandlungen mit dem Irak behilflich sein, sagte Welayati. „Wenn wir Ceausescu nicht eingeladen hätten, weil Rumänien kommunistisch bleiben wollte, hätte dies unsere Beziehungen zu anderen kommunistischen Ländern wie China in Frage gestellt“, sagte Welayati einem Parlamentarier. Dieser hatte gefragt, weshalb der Außenminister Ceausescu eingeladen habe, obwohl der ein Hindernis beim Zusammenbrechen des Marxismus gewesen sei.
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