■ Bücher: Intrigen
Es fällt schwer, über ein Buch zu schreiben, über das man bereits ein halbes Dutzend Rezensionen gelesen hat. Darin wird „ein deutscher David Lodge“ gefeiert, der es – in Deutschland bislang undenkbar – fertigbringe, intelligent und unterhaltsam zugleich zu sein.
Der Mann heißt Dietrich Schwanitz und ist Anglistikprofessor an der Hamburger Universität. In seinem Roman „Der Campus“ zerlegt er den Sumpf einer deutschen Hochschule waidgerecht. Erzählt wird die Geschichte des Professors Hanno Hackmann, dessen Abteilung für Kultursoziologie eine Insel qualitätsbewußter Forschung ist in einem Meer von Inkompetenz und sozialdemokratischem Filz, von Romanistik-Studenten, die von der Dreyfus- Affäre nie etwas gehört haben, und Professoren, die ihre Stelle allein der Personalüberleitung der 70er Jahre zu verdanken haben.
Jener Hanno Hackmann gerät wegen eines Verhältnisses mit einer Studentin ins Fadenkreuz der Frauenbeauftragten. Sein Fall wird alsbald von einem frustrierten Professor zugunsten seiner politischen Karriere instrumentalisiert, ein ebenso frustrierter Germanistikstudent nutzt die Gelegenheit zum Absprung in eine journalistische Karriere. Auch der Universitätspräsident verspricht sich vom Bündnis mit den Feministinnen Rückenwind für seine Wiederwahl.
Ein wenig penetrant ist Schwanitz' Vorliebe für wäßrige Metaphorik. Da nimmt Hackmann ein „kleines Bad im Swimmingpool seiner Vaterschaft“, dann „ergoß sich die Helligkeit wie zwei zusammenstürzende Bahnen eines Wasserfalls ins Innere des Raumes“, „ruderte“ der Chefredakteur „mit weiten Schlägen hinaus auf die hohe See der Zeitungsmacherphilosophie“. Auch die Neigung zum Slapstick nimmt gelegentlich überhand. Doch wenn die Berufungskommission zusammentritt und das Küchenkabinett im Präsidialamt tagt, kehrt der Leser auf den Boden der Tatsachen zurück. So bescheuert ist der Uni-Alltag wirklich. taz
Dietrich Schwanitz: „Der Campus“, Eichborn Verlag, 382 Seiten, 38 Mark.
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