■ Interview: Bestechung?
Morgen feiert im Alabama-Kino auf Kampnagel ein Kurzfilm Premiere, der endlich die Frage zu klären verspricht, die der gesamten Filmszene auf den Nägeln brennt: Warum wurde dem Hamburger Filmbüro die Filmförderung entzogen? Anlaß zur Nachfrage.
taz: Lutz Bierend, der Chef in deinem Film „Das Büro“ heißt „Mister T.“ Das ist ja wohl Torsten Teichert, der ehemalige Geschäftsführer des Hamburger Filmbüros.
Lutz Bierend: Na ja, im Abspann wird er jedenfalls als T. Eichert aufgeführt.
Dein dreieinhalbminütiger Film ist also eine Persiflage auf das Filmbüro. Warum wurde denn jetzt die Hamburger Filmförderung umstrukturiert?
Meinem Film zufolge, weil sie von den Amerikanern gekauft worden war. Die Grundidee von Das Büro basiert auf dem Gerücht, das Hamburger Filmbüro sei von Hollywood bestochen worden, um nur Filme zu fördern, die von vornherein absolut keine Marktchancen haben.
Hundertprozentig unglaubwürdig ist das ja auch nicht.
Wobei man allerdings sagen muß, daß es auch keine Beweise für das Gerücht gibt.
In dem Film tragen Filmemacher ihre Ideen einem Gremium vor, das entscheidet, ob sie gefördert werden oder nicht. Die beiden Männer im Gremium sind offensichtlich bestochen. Was ist mit der Frau?
Die will wirklich langweilige Filme. Sie fragt die Filmemacher zwei Sachen. Erstens: Was ist die gesellschaftliche Relevanz Ihres Films? Zweitens: Warum mußten Sie das in eine so reißerische Geschichte packen? Sie hat was Sozialpädagogisches.
Ist diese Figur aus dem realen Leben des Filmbüros gegriffen?
Zumindest wurde ein von mir gestellter Förderantrag einmal abgelehnt, weil die Handlung angeblich frauenfeindlich gewesen sein soll. Was absoluter Blödsinn war.
Die Szene vor dem Gremium erinnert stark an eine mündliche Abiprüfung.
Leider haben wir es aus Zeitmangel nicht ganz hingekriegt, den Eindruck eines chilenischen Folterzimmers zu vermitteln.
Trügt der Verdacht, daß dein Film nicht mit Hamburger Fördermitteln finanziert wurde?
Nein. Wir mußten uns durchbetteln. Die Schauspieler haben umsonst gespielt, und das meiste Material haben Equipmentfirmen gesponsert.
Kann man jenseits von öffentlicher Förderung Filme machen?
Ach, im kleinen Rahmen funktioniert es relativ gut. Anfang kommenden Jahres gründe ich mit ein paar anderen übrigens einen gemeinnützigen Verein. Der soll dann zwischen den sponsorwilligen Kamera- oder Lichtfirmen und den Filmemachern vermitteln. Eine Erfahrung habe ich jedenfalls gemacht: Das Interesse der Firmen, Nachwuchsprojekte zu fördern, ist da.
Fragen: Dirk Knipphals
Mit anderen Kurzfilmen läuft „Das Büro“ morgen um 22.45 Uhr im Alabama. Auskünfte über den Verein bei Lutz Bierend unter Tel. 721 96 53.
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