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Interview„Das ist rational nicht nachvollziehbar“

■ Gerhard Schwandner, schwer angeschossener Kulturstaatsrat, über den Dauerfrost zwischen der Behörde und dem Rest der Welt

Mit spektakulären Erfolgen konnte sich das Kulturressort in der bisherigen Amtsperiode nicht eben hervortun. Und die wenigen wirklichen Erfolge drohen nun in einer unerquicklichen Personaldebatte unterzugehen. Als Hauptschuldigen an der Profilierungsmisere des grünen Ressorts haben sich nicht wenige Kulturdebattierer den Kulturstaatsrat Schwandner ausgesucht. Seine rasanten Vorstöße stießen u.a. beim Kunstverein und anderen Institutionen auf Verbitterung: Schwandner steht für jene, die sich ohne großes Zagen über die Traditionsbündnisse und guten Sitten der Bremer hinwegzusetzen versuchen - meist ohne Erfolg. Senatorin Trüpel macht inzwischen keinen Hehl daraus, daß sie sich jemand Neues sucht für den Staatsratsposten. Und zwar möglichst bald. Schwandner aber geruht zu bleiben, wie er der taz im Gespräch erklärte.

taz: Wie äußern Sie sich zu den massiven Vorwürfen gegen das Kulturressort und Ihre Arbeit als Kulturstaatsrat?

Schwandner: Dafür hab' ich eigentlich keinen Bedarf.

Sie haben keinen Bedarf?

Nein, weil ich mich öffentlich dazu nicht äußern will.

Sie werden doch wohl eine eigene Meinung dazu haben.

Natürlich, aber man muß seine Meinung ja nicht immer öffentlich machen.

Öffentlich sind aber die Vorwürfe gegen Sie. An wen muß man sich denn derzeit eigentlich wenden, wenn man als Kulturinitiative Unterstütung im Kulturressort sucht?

An alle zuständigen Personen.

Sie eingeschlossen?

Selbstverständlich.

Wirkt sich der Vertrauensschwund an höchster Stelle, zwischen der Senatorin und ihnen, nicht lähmend auf diese Arbeit aus?

Das ist eine sehr subjektive Wahrnehmung.

Nicht, wenn der Vorwurf von mehreren Seiten kommt.

Dann ist er multi-subjektiv. Ich mache hier meine Arbeit weiter.

Zweifel an Ihrem forschen Stil haben Sie keine? Das Verhältnis zwischen Kulturbehörde und dem Kunstverein ist ja in dem Moment vereist, wo Sie mit dem schnittigen Papier „Unser Kunstverein soll schöner werden“ aufgetreten sind.

Naja, erstmal war das ja eine Auftragsarbeit für den Kunstverein. Man wollte das ja von mir haben. Es ist im Protokoll des Kunstvereins nachzulesen, daß viele der Vorschläge aus meinem Papier positiv zu bewerten sind. Ich habe deswegen auch nächste Woche ein Arbeitstreffen mit einigen Vorstandsmitgliedern des Kunstvereins, in dem wir überlegen, wie man einige dieser Vorschläge umsetzen kann.

Wie erklären Sie sich dann das frostige Klima zwischen Teilen des Vorstands und Ihnen?

Ach, wissen Sie, ich habe zu vielen Mitgliedern des Kunstvereins ein gutes Arbeitsverhältnis. Ob man sich dabei nun besonders mag oder nicht, spielt dabei keine große Rolle.

Warum haben dann so wenige Ihrer Initiativen in Bremen wirklich gezündet?

Da müssen Sie bei denjenigen fragen, wo die Ideen nicht gezündet haben. Manche Ideen zünden ja ein wenig langsamer als andere.

Also sind nur die Bremer zu dösig?

Nein, das nicht; das ist eine Frage der Verpackung.

Sie haben es nicht richtig verpackt?

Das ist eine schwierige Frage. Manche Vorschläge sind öffentliche, manche interne Vorschläge. Und bei manchen internen Vorschlägen sind wir eben mit der Verpackung etwas sparsamer umgegangen.

Aber das erklärt nicht die harsche Reaktion z.B. des Kunstvereins, spätestens bei Ihrem Vorstoß zu einer eigenen Toulouse-Lautrec-Ausstellung.

Als ich damals diese Ausstellung angeboten haben, haben wir uns ja frühzeitig in Arbeitstreffen mit der Kunsthalle zusammengesetzt, um festzustellen, ob es dafür überhaupt einen Bedarf gibt. Das ist auch alles einvernehmlich durchgesprochen worden. Daß das dann plötzlich so eskaliert ist, und getan wird, als ob wir eine Veranstaltung gegen die Kunsthalle machen wollen, ist rational für mich nicht nachzuvollziehen. Und entspricht auch nicht den Tatsachen.

Eine ähnliche Eskalation gab es ja beim Thema „Kunstforum“. Einige Kulturinstitutuonen empfinden das bis heute als Konkurrenzunternehmen des Ressorts. Wie erklären Sie sich, daß es bei Ihnen andauernd so eskaliert?

Das ist auch eine Frage, wie konkurrenzhaft hier die Situation der Museen untereinander gesehen wird.

Stellen Sie sich angesichts dieser Situation nicht die Frage, ob man damit sensibler hätte umgehen müssen?

Das ist eine Frage, die man sich immer stellt.

Können Sie sich unter den derzeitigen Bedingungen vorstellen, noch bis zu den Wahlen konstruktiv Kulturpolitik zu machen?

Selbstverständlich. Solange ich meine Arbeit mache, mache ich sie, so gut ich kann. Daß man sich unter den derzeit objektiven Bedingungen hier in Bremen nicht nur Freunde machen kann sondern eher viele Feinde, weil man den Überbringer für die schlechte Botschaft schlägt – ich würde auch lieber nur frohe Botschaften überbringen – das ist leider so. Aber das wird sich so schnell nicht ändern.

Fragen: tom

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