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Interview zu Regeln im Internet"Das ist unterschichtenfähig"

Wer im Netz die Beachtung von Normen einfordert, wird angepöbelt, sagt Medienkontrolleur Norbert Schneider. Dabei könne auch eine moderne Gesellschaft nicht ohne Regeln existieren.

Facebook und Co im Visier staatlicher Regulierung. Bild: dpa
Interview von Steffen Grimberg

taz: Herr Schneider, Verbraucherministerin Ilse Aigner hat demonstrativ verlangt, ihren Facebook-Account zu löschen, und behält sich rechtliche Schritte gegen das soziale Netzwerk vor. Beginnt gerade ein öffentliches Umdenken über das Kontrollieren und Regulieren im Internet?

Norbert Schneider: Ich bin mir nicht sicher, ob solche Aktionen wirksam sind. Sie schaden natürlich nicht, aber die Vermutung, dass sich hier die Politik selbst in Szene setzt, liegt nahe. Nach allem, was ich weiß, ist der Umgang mit Daten bei Facebook rechtswidrig. Und hier beginnt das Dilemma, weil es solche Anbieter in heftige Imageprobleme stürzen wird, die geglaubt haben, das Internet sei ein rechtsfreier Raum. StudiVZ befleißigt sich doch nicht so sehr eines intensiven Umgangs mit seinen Kritikern, weil es um moralische Fragen, sondern ums Image geht. Das Image entscheidet über den Wert des Unternehmens.

Facebook ist das eine, die Debatte über Kinderpornografie im Internet etwas ganz anderes. Wofür plädieren Sie? Warnen? Sperren? Löschen?

Norbert Schneider

Der 69-Jährige ist seit 1993 Direktor der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen und war früher Theologe und Fernsehdirektor beim Sender Freies Berlin.

Alles, was es im Netz gibt, wird man auch irgendwie bekommen. Ich würde in diesem engen Zusammenhang aber vorziehen, hier etwas erst gar nicht zu bekommen. Aber die Debatte über solche Themen ist mir oft zu aufgeblasen. Da gibt es andere Bereiche, die kaum stattfinden.

Welche denn?

Die Datendebatte. Was da derzeit diskutiert wird, ist alles wichtig und richtig, erfasst aber noch überhaupt nicht die Dimension des Ganzen. Das Geplänkel, das da zwischen einer Verbraucherministerin und einem Netzwerk wie Facebook stattfindet, ist noch meilenweit weg von der Frage, was hier eigentlich zu tun ist.

Was forden Sie denn?

Man muss mit den Veranstaltern von Facebook, StudiVZ und so weiter wie mit den Sendern in der alten, analogen Welt Grundverabredungen treffen. Man muss das Entstehen oder Nichtentstehen von etwas - hier also persönlichen Datensammlungen - thematisieren und nicht den Verlauf à la "Da ist schon wieder jemand bei StudiVZ eingestiegen und hat Daten geklaut, obwohl die Alarmanlage eingeschaltet war". Das muss allerdings die Politik erledigen - Goodwill reicht hier nicht, wir brauchen gesetzliche Vorgaben.

Und dann wird alles gut?

Auch hier gilt die alte Regulierer-Weisheit: Nicht der Förster hält den Wald sauber, sondern die Angst, er könnte kommen. Es wird also einen schmutzigen Rest geben. Aber den gibt es immer. Es macht keinen Sinn, sich um den schmutzigen Rest zu kümmern, die Erfahrung haben wir schon in der alten analogen Welt gemacht: Da gab es sogar Kinder, die noch nach 22 Uhr ferngesehen haben.

Die Regulierer sind in der Netzwelt nicht übermäßig beliebt …

Um sich als Regulierer ein paar Ohrfeigen einzufangen, muss man ja nur ein paar kleine spitze Bemerkungen darüber machen, was man im Netz eigentlich nicht darf. Da hat man den denkenden Teil der Netzgemeinde sofort gegen sich - und das in einer pöbelnden Art und Weise, die fast schon wieder unterschichtenfähig wäre. Da gibt es auch kluge Journalisten, die plötzlich jeden Anstand und Sitte fahren lassen und ganz locker "Zensur!" rufen.

Aber welche Regulierung will eine moderne Gesellschaft wie die unsere?

Über diese Grundsatzfrage wird man noch eine ganze Weile streiten. Aber am Ende wird es ähnliche Restriktionen geben wie im analogen Zeitalter. Das sehen Sie heute schon beim Jugendschutz. Oder nehmen Sie die Urheberrechtsfragen: Es ist ja nicht der Dieb des geistigen Eigentums das neue Problem, sondern die Frage, wie ich seiner habhaft werde. Der Diebstahl bleibt derselbe wie in der analogen Welt. Doch wie man das sanktionieren kann, hat sich durch die Struktur des Netzes und durch seine Globalität komplett verändert. Es wird auch noch längere Zeit dauern, bis man sich hier auf Regeln verständigt hat. Aber sie werden ganz sicher kommen, sonst wird das Internet bald seine Schönheiten verlieren.

Was meinen Sie damit?

Wenn vor allem kritische Punkte wie Pornografie, Cybermobbing und Datenklau das Image des Netzes prägen, wird es auch wirtschaftlich kritisch: Jedes Geschäftsmodell ist an das Wohlgefallen des Rezipienten gebunden, sonst bleibt der weg. Und erfahrungsgemäß prägen die fünf Prozent der Dinge, die schlecht laufen, das Image einer Sache stärker als die 90 Prozent, die gut funktionieren.

Warum hat das Internet dann aber auch unter kritischen Intellektuellen einen so guten Ruf?

Merkwürdigerweise ist die Affinität der Intellektuellen hier sehr viel größer als beim Fernsehen. Was daran liegt, dass das Internet derzeit die Avantgarde ist. Und der Intellektuelle möchte immer Avantgarde sein, natürlich risikofrei. Zudem geraten viele Intellektuelle durch ihr Schreiben heute zwangsläufig ins Internet. Die ganzen Vorbehalte, die man gegen das Fernsehen seit Urzeiten hegt, gibt es beim Netz nicht. Aber auch hier gibt es Anzeichen von Ernüchterung. Spätestens, wenn der erste große Datenskandal am geistigen Schaffen vollzogen ist, dann wird sich die Haltung der Späteuphoriker ändern. Zum Beispiel wenn sie merken, dass die Möglichkeit, von ihrer Arbeit als Autoren zu leben, erodiert, weil Urheberrecht im Netz ein weites Feld ist und manche meinen, so etwas gäbe es dort gar nicht mehr. Die Musikindustrie hat es ja schon hinter sich.

Viele Internet-Bürgerrechtler lehnen jede Form der Regulierung trotzdem ab.

Gesellschaften funktionieren nicht ohne Regelungen. Ich bin immer wieder erstaunt, dass sogar intelligente Menschen dies nicht so sehen. Hier muss man sich Zeit geben und darf sich nicht von Fundamentalisten der einen oder anderen Seite auf die Leimruten locken lassen.

Die Rundfunkregulierer werden von den TV-Sendern, für die sie zuständig sind, schon seit Jahren für überflüssig erachtet. Und ausgerechnet die sollen nun wissen, wie es im Internet weitergeht?

Es ist nicht alles neu, das ist wirklich ein Märchen. Es müssen Regeln aufgestellt und Verfahren eingeübt werden - Dinge, die schon immer beim Eintritt neuer Medien in die gesellschaftliche Kommunikation zu erledigen waren. Es muss klar sein, wer was kontrolliert - auch um den Kontrollierenden zu kontrollieren. Das Netz bringt da eine neue Qualität, aber man kann viel lernen, wenn man sich andere mediale Umbruchzeiten anschaut: Die Einführung des Buchdrucks ist so lange uninteressant geblieben, wie das Buch kein Massenmedium war. Ab dem 18. Jahrhundert sind dann alle Probleme, die wir heute beispielsweise bei Computerspielen diskutieren, in der damaligen gesellschaftlichen Debatte belegt: Suchtprobleme, Knaben sind besonders gefährdet, aber auch immer die Frauen. Da ist heute aus etwas ganz Negativem etwas höchst Positives geworden. Die "Stiftung Lesen" im 18. Jahrhundert wäre damals allerdings so angekommen, als hätten Sie Sprengsätze auf einem Marktplatz installiert.

Reicht es aus, das Internet national zu regulieren? Oder brauchen wir eine Welt-Medienorganisation?

Das klingt für manche vielleicht monströs und auch apokalyptisch. Aber in diese Richtung wird es wohl gehen müssen. Die Option, bei der man alles laufen lässt, gibt es einfach nicht.

Aber solche Regelungen werden sich nicht überall durchsetzen lassen. Was ist, wenn sich Staaten nicht daran halten?

Wir sind nicht in der Vulkanologie: Gegen isländische Vulkane, die dann und wann die Luftfahrt durcheinanderbringen, kann ich auch relativ wenig ausrichten. Aber wir sind glücklicherweise in einem gesellschaftlichen Vertragssystem, mit Akteuren, die unternehmerisch tätig sind. Es wird über weite Strecken gelingen, hier verbindliche Regeln durch- und umzusetzen. Es wird natürlich auch sozusagen mediale Schurkenstaaten geben. Aber das ist gewissermaßen mitgerechnet in einem System dieser Art. Die Alternative wäre: Untersagen, Verbieten, Auslöschen.

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20 Kommentare

 / 
  • T
    Tomate

    "Wenn vor allem kritische Punkte wie Pornografie, Cybermobbing und Datenklau das Image des Netzes prägen, wird es auch wirtschaftlich kritisch: Jedes Geschäftsmodell ist an das Wohlgefallen des Rezipienten gebunden, sonst bleibt der weg."

     

    Aha. Es gibt auch Autobahnparkplätze, auf denen käufliche Damen ihre Dienste anbieten. Also => muss man demnächst befürchten, dass keiner mehr auf der A9 fahren will. Q.e.d.

     

    Da sieht man mal wieder, was das heißt: "Internetausdrucker" ...

  • D
    Dragan

    Das Internet ist avant garde?

     

    Das Internet war vor 15 Jahren avant garde. Nur dachten die Rundfunk-Geronten eben bis heute, dass das alles schon vorbei gehen wird, eine kurze Modeerscheinung, und dann ist alles wieder gut.

  • JB
    Jens Best

    Herr Schneider,

     

    ich werde ihnen persönlich auf die Finger hauen, wenn sie jemand an die Regulierung des Web ranlässt.

     

    Reaktionäre Armleuchter in überkommenen Entscheiderpositionen wie sie sind die größte Gefahr für das Web.

     

    Ich bin schockiert über die gezeigte Ignoranz, die anmassende Art ihrer Antworten.

     

    So früh am Morgen einen solch gefährlichen Unsinn lesen zu müssen....ihren Namen hab ich mir gemerkt.

  • F
    feri

    Aber Besten finde ich die Stelle an an der die Sorge äußert, Pornographie könne dem Ruf des Internets schaden :D

  • M
    Max

    Alleine die Idee, eine Instanz zu schaffen, die eine weltweite Kontrolle der Inhalte ermöglicht, die über das Internet erreichbar sind, ist schlicht bizarr. Diese Idee enthält eine derartige Menge an Unwissen zu dieser Thematik, dass sich jeder weitere Kommentar (alleine zur Heterogenität juristischer oder moralischer Normen, von der technischen Problematik mal abgesehen) erübrigt.

    Fragt sich nur, warum die taz diesen Herrn interviewt hat - irgendein Tip?

  • DN
    Dimir Noskov

    Hört sich reichlich paranoid an was der Typ da vom Stapel lässt.

     

    Pornografie, Cybermobbing und Datenklau zerstören unser schönes Internet.. is klar ne?

     

    Das Gegenteil ist doch der Fall. Das Internet ist ein gutes Beispiel dafür dass es eben keine großartige, allumfassende Regulation braucht, da sich die einzelnen Seiten automatisch selbst regulieren.

  • C
    cervo

    Norbert Schneider bestätigt jedes Vorurteil. Nichts zuende gedacht und auch noch stolz drauf. Übel, übel.

  • D
    David

    Norbert Schneider bedient wieder einmal den Mythos vom rechtsfreien Raum und iszeniert sich als mutiger Verteidiger von Regeln, ganz so, als ob es im Netz keine gäbe.

     

    Was nicht verwunderlich ist: Medienpolitik heißt: Politik will Macht über Medien. Schade aber, dass seine rhetorische Strategie im Interview so unhinterfragt bleibt. Die Frage ist ja nicht, ob reguliert wird, sondern wer reguliert: die Netzbürger oder irgendwelche dahergelaufenen Direktoren und Anstalten.

  • D
    denkßema

    Das Thema ist zu komplex, als es in einem kurzen Kommentar sinnvoll und angemessen anzugehen. Faktum ist, daß Unternehmensführungen großenteils als einziges Kriterium den „Erfolg“ sehen, wie immer er definiert sein mag. Wie das aussehen kann, haben die kürzlichen Geschehnisse im Bankenwesen und die Reaktion der Politik – oder auch die unsäglichen Verhaltensweisen der BP in der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko vor Augen geführt. Von den unsäglichen Ergüssen mancher „Film“- Industrie nicht zu reden. Zusammengefaßt: es muß eine wirksame, internationale Rechtsprechung geben, wobei ich zustimme, daß es immer große und kleine Rechtsbrecher geben wird.

    Als Entgleisung im Sinne von Diskriminierung finde ich die Formulierung: „…das ist unterschichtenfähig…“. Da kann ich nur anregen, sich beispielsweise Kommentare im schönsten Juristen-Deutsch einmal zu Gemüte zu führen, oder einmal hinzuhören, wenn eine gymnasiale Lehrperson sich die „Anvertrauten“ einmal „vornimmt“. Wie würden Sie diese Vorgänge charakterisieren?

  • D
    dietah

    Und wo wir gerade beim Buchdruck sind.

    Exakt dieses Beispiel schwebt den Unterschichtsintellektuellen vor Augen.

     

     

    Gutenberg kam, und...

    ->Wie lange hats bis zur staatlichen/ religiösen Zensur gedauert?

    ->Wie lange bis zur Entstehung des Wettbewerbs- und Urheberrechts, beispielsweise in Form der Privilegierung von Druckern und Verlegern?

     

    Mach die Luken uff, Kleenah. Diesmal halten wirs sauber.

  • O
    Oberschichtenguru

    Nach "rechtsfreier Raum" habe ich aufgehört

    zu lesen. Wer solche Schlagworte verwendet,

    hat von der Realität im Netz nicht die

    geringste Ahnung.

  • T
    tin

    "Aber am Ende wird es ähnliche Restriktionen geben wie im analogen Zeitalter...Es muss klar sein, wer was kontrolliert - auch um den Kontrollierenden zu kontrollieren." das ist ja gruselig, was dieser 69-jährige medienkontrolleur da fordert. als ob sich durch internet und social media die vorstellungen von urheber, rezipient, content ect. nicht grundlegend verändert hätten. da kann man nicht einfach einen "öffentlichen medien-rat" einberufen und alles juristisch fixieren. viel spaß meim bau von big brother aka der "weltmedienorganisation"...

  • S
    steven

    Es gibt immer 2 Gründe etwas zu tun. Einen Scheingrund, damit die Bevölkerung akzeptiert, anders ausgedrückt, manipuliert wird und einen echten Grund.

     

    Für den Scheingrund benutzt man sehr gerne Kinder und "Mobbingopfer".

  • BZ
    Bastiaan Zapf

    Sehr geehrter Herr Schneider,

     

    Sie verkennen die Realität. Sie können das Internet entweder zerstören, oder sie müssen damit rechnen, dass jemand etwas bekanntgibt, das ihnen nicht passt.

     

    Auch wenn der Begriff "Äußerung" ein Euphemismus ist für manches, was da wahrzunehmen ist, gehe ich da mit (gerüchtehalber) Voltaire: "Ich teile Ihre Meinung nicht, ich würde aber mein Leben dafür geben, dass Sie sie äußern dürfen."

     

    In diesem Sinne hoffe ich sogar, dass die Taz als gleichgeschaltetes Offlinemedium das Recht behält, derart schwache Polemiken im Internet verbreiten zu dürfen.

     

    Die Mechanismen, die von der vor-Internet-Regierung vorgeschlagen wurden, dienen einzig der Kriminalisierung einer möglichst breiten Allgemeinheit. Die Ursachen und die Probleme blieben unangetastet, auch wenn wir den Griff nach dem Polizeistaat erlauben würden.

     

    Ihr Strohmann, es gäbe keine Regeln im Internet, entbehrt jeder Grundlage. Es gibt auch hier Regeln, die gefallen Ihnen nur nicht. Das ist aber Ihr persönliches Problem. Dass diese sich auch nicht durch Polemik ändern lassen, sollten Sie mittlerweile verstanden haben.

     

    Auf ihren Vorschlag, sie zu beschimpfen, möchte ich nicht eingehen, da dergleichen keinen Nutzen birgt. Dennoch möchte ich anregen, sich in Zukunft bevorzugt zu anderen Themen zu äußern.

     

    Mit freundlichen Grüßen,

  • NE
    Noch ein Unterschichtenegghead

    Mir kommen die Tränen ob solcher öffentlichen Rechtschaffenheit. Als ob die Besetzung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten etwas mit Unabhängigkeit zu tun hat. Parteiendominanz, INSM, Bertelsmannstiftung die Systemmedien manipulieren die politische Meinungsbildung im Volk. Da sind Regeln zur Unterdrückung der freien Meinung natürlich unerlässlich. Was die Schmuddelecke angeht, warum hat der Herr Schneider die "BILD"-Zeitung ausgespart? Dort gibt es doch gerade das, was er angeblich im Internet regulieren möchte. Aber da knickt er nur zu willig ein. Denn es geht ja um den Springer-Konzern. Aber etwas anderes war ja von einem Fernsehdirektor vom "Sender Franz Barsig" auch nicht zu erwarten.

     

    Ein überflüssiges Interview.

  • B
    blah

    "Es ist ja nicht der Dieb des geistigen Eigentums das neue Problem, sondern die Frage, wie ich seiner habhaft werde. Der Diebstahl bleibt derselbe wie in der analogen Welt."

     

    kurz: nein.

     

    länger: wenn ich bei Media Markt eine CD klaue, ist sie weg. niemand anderes kann sie erwerben. eine eins-zu-eins Kopie ändert an dem Original nichts. zu behaupten es würde sich um den exakt selben Vorgang handeln, ist nichts weiter als Unsinn.

  • NN
    No Name

    Es gibt Hinweise dafür, dass die Staatsanwaltschaften nicht zimperlich sind und immer häufiger Hausdurchsuchungen und Beschlagnahme von Rechnern bei den Amtsgerichten zu beantragen und dann auch durchführen. Wie man hört, wird dann alles mitgenommen, worauf und womit man Daten speichern kann. Man ist den Rechner für Monate los, wenn man ihn überhaupt wieder zurück erhält. Über solche Fälle wird sich intensiv im Netz auseinander gesetzt. Man gebe einfach mal "PC beschlagnahmt" bei Google ein. Die Verbreitung solcher negativer Erfahrungen im Internet könnte der Durchsetzung von verbindlichen Regeln bei der Nutzung von PCs usw. im Internet befördern.

  • R
    Ranjit

    Vielen Dank auch, wir haben alle auf einen Theologen gewartet damit er uns das Internet erklärt.

     

    1. Es gibt natürlich formale Regeln im Internet. Die Gesetzeslage ist sogar sehr streng (Störhaftung usw.)

     

    2. Die mangelnde Durchsetzungsfähigkeit von Gesetzen ist häufig eine Illusion. Im Netz wird eben viel leichter sichtbar, was an Informationen und Gednakengut ausgetauscht wird, als bei Briefen, privaten Gesprächen und Telephonaten.

     

    3. In vielen Bereichen gibt es auch sehr elaborierte ungeschriebene Regeln. Selbst (oder gerade) so verschriehene Orte wie 4chan folgen solchen Gruppennormen. Sie gehen nur nicht konform mit den Ansichten aller.

     

    4. Regulation wird durchaus akzeptiert, wenn sie kompetent, freiheitlich und nützlich ist. Man denke an die technischen Standards wie z.B. html. Ebenso die Organisation der Domains usw.

     

    5. Abgelehnt werden "Intellektuelle" die in einer Medienlandschaft herangereift sind, die Wiederworte aus den Niederungen der ordinären Bevölkerung ausgeblendet hat. Eine Medienlandschaft in der Monetarisierung, Standesdünkel und Politik wichtiger sind als Kreativität und Kompetenz.

     

    6. Akzeptiert werden hingegen intelligente Menschen die sich für andere einsetzen und nicht nur für sich selbst. So wird auch Evgeny Morozov respektiert obwohl er sehr skeptisch über die demokratisierende Wirkung des Internets denkt.

     

    7. Die Politik unsere Landes ist derzeit überwiegend inkompetent. Nicht nur bei Netzpolitischen Themen sondern in allen Bereichen. Finanzkrise und Eurokrise wurden nicht bewältigt sondern mir Steuergeldern zu Jahrzehnte langem Leiden gestreckt. Hartz IV Empfänger sollen noch gründlicher ihrer Mittel beraubt werden jemals wieder ins Arbeitsleben zu finden, damit man immer eine nützliche Opferpopulation hat. Das Amt des Bundespräsidenten ist ein kleingeistiges Politikum. Bildung und Forschung werden vernachlässigt. Derweil gönnen sich die Abgeordneten und Minister eine satte Gehaltserhöhung die den Steuerzahler teuer zu stehen kommt, da die Gehälter im öffentichen Dienst dafür mitangehoben werden müssen. Und die Liste lässt sich endlos fortsetzen.

  • N
    nïkö

    Naja, Herr Schneider.

    Der Vergleich zum Buch hinkt. Denn Bücher verlegen kostet Geld, publizieren im Internet dagegen ist weitestgehend kostenlos und viel leichter anonym zu bewerkstelligen. Bücher regulieren sich zunächst also von selbst, den Rest erledigt die Gesetzeslage. Und: was dereinst als skandalös galt, ist heute Konsens. Folgen wir Ihrer Argumentation werden Computerspiele mit Ihrer "Suchtgefahr und Knaben-Frauen-Problematik" bald gesellschaftliche Norm sein? Wozu dann regulieren?

     

    Die einzigen Leute, von denen ich das Gefühl habe, sie dächten das Internet sei ein rechtsfreier Raum, sind populistische Politiker und nichtreflektierende Journallien.

    Niemand, der im Netz illegaes vollbringt, käme auf die Idee, damit nichts illegales zu tun.

    Es gibt nicht vieles im Netz zu regulieren, daß nicht schon durch die analoge Welt reguliert würde: die Gesetze existieren, und somit auch im Netz. Punkt. Genau wie bei Ihren Büchern.

     

    Schlußendlich kann es im Netz keinen Diebasthl geben. Diebstahl ist die Wegnahme materieller Güter. Einbrüche bei StudiVZ sind widerrechtlicher Zugriff auf Informationen, Filesharing ist Vervielfältigung immaterieller Güter.

     

    Sind Vereine zur Erhaltung der zensurfreie Struktur des Internets zu vergleichen mit Bomben auf einem Marktplatz?

    Die "Alternative" zur Regulierungsbehörde: Untersagen und Löschen* ist die derzeitige Gesetzeslage, völlig zurecht und das einzig wirkungsvolle. Die "Förster" Staat und Polizi und deren Rechtsgrundlagen sind bereits vorhanden. Was fehlt sind nicht neue Sorten Förster, sondern mehr Kompetenz ebendieser.

    Auch ich denke, daß es weitere Regelungen bezüglich des Netzes geben wird und brauchen. Aber: bitte machen Sie sich nicht soviele Sorgen um Ihren Job! Denn mit der Kompetenz die Sie hier zur Schau stellen, sollten Sie, dem besseren gesellschaftlichen Nutzen zuliebe, lieber in der Sonne liegen.

     

    *interessant wie Sie übrigens Untersagen mit Verbieten doppeln und Löschen durch Auslöschen färben. Das klingt grad so als sei die von Ihnen angestrebte Regulierungsbehörde gegen das Löschen illegaler Inhalte - also für ebendiese. Also auch zugegebenermaßen: mehr Bürokratie für nichts. Geil!

  • U
    Unterschichtenintellektueller

    Als Lektüre empfehle ich Herrn Schneider und allen anderen, die das Netz offenbar für einen einzigen großen Marktplatz halten, den man mit einer gehörigen Portion Angst sauber halten muss, einmal John Perry Barlows "Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace" von 1996:

     

    http://www.heise.de/tp/r4/artikel/1/1028/1.html