■ Interview mit dem Sohn des Meisenknödelerfinders: „Die Spatzen wirken am Knödel etwas ungelenk“
Christoph Erdmann aus Lauenberg in Schleswig-Holstein ist gemeinsam mit seinem Bruder Franz Chef der Firma Erdmann und damit Deutschlands größter Meisenknödelhersteller.
taz: Nach den mir vorliegenden Informationen hat Ihr Vater den Meisenknödel erfunden. Wann war das?
Christoph Erdmann: Also, ob er ihn direkt erfunden hat, weiß ich jetzt nicht.
Er ist also nicht patentiert?
Ich glaube nicht, aber Meisenkerzen haben wir erfunden. Meisenknödel stellen wir in unserer Firma seit 1962 her. Wir waren damit europäischer Markteinführer.
Wie viele Knödel produzieren Sie jährlich?
20 Millionen. Mit steigender Tendenz, obwohl wir seit sechs Jahren keinen Winter hatten. Die Leute sind naturbewußter geworden. Verkauft werden die in ganz Europa, vor allem in Schweden, Holland und Frankreich.
In Island aber wohl nicht...
Wieso?
Da gibt es keine Meisen.
Der heißt zwar Meisenknödel, aber da gehen auch andere Vögel ran. Rotkehlchen und Grünfinken zum Beispiel. Die Spatzen haben das auch gelernt.
Ja, die wirken am Knödel etwas ungelenk.
Die können nicht so gut klettern wie Meisen.
Hier mitten in der Großstadt fliegen winters Blaumeisen an die Fenster, um die Knödel zu fressen. Ich hab' mich immer gefragt, wie sie die Knödel überhaupt finden. Sehen die die oder riechen die das?
Riechen ihn, wahrscheinlich.
Aus was besteht denn so ein Meisenknödel?
Aus Rindertalg, Haferflocken, Sonnenblumenkernen, Erdnüssen und Weizenkörnern... Meinen Sie, daß das Ihre Leser überhaupt interessiert, Meisenknödel?
Na, die gibt's ja nun mal, Meisenknödel. Ich habe übrigens auch welche am Fenster hängen.
Ist ein Stück Natur, das man damit zu sich holt. Sieht auch dekorativ aus.
Der Knödel befindet sich in einem Plastikbeutelchen, an dem man ihn auch aufhängt. Wäre eine Umhülllung aus Naturfaser nicht ökologisch sinnvoller?
Vielleicht. Das weiß man nicht. Der Verbraucher ist oft konservativ. Die Verpackung ist aus Kunststoff, wegen dem Fett.
Was halten Sie von der Diskussion um die Winterfütterung? Manche Vogelfreunde sind der Meinung, das wäre eher schädlich.
Blödsinn! Die Natur wird doch kaputtgemacht. Wo soll sich der Vogel die Nahrung denn herholen?
Interview: Wolfgang Müller
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