Interview mit Unternehmensberater: "Zu wenig Druck"
Zu alt, schlecht ausgebildet, zu deutsch. Wirtschaftsprüfer halten wenig vom Führungspersonal der Erstligaklubs.
Die Fußballbundesligisten haben sich in den vergangenen Jahren zu mittelständischen Unternehmen entwickelt. Die erfolgreichsten erzielen inzwischen Millionenumsätze im dreistelligen Bereich. In einer selbst initiierten Studie hat das Wirtschaftsberatungsunternehmen Saaman Consultants AG untersucht, wie professionell die Clubs geführt werden. Das Ergebnis ist niederschmetternd. Den Führungsstrukturen fehlt es an Transparenz. Die Arbeitsmethoden sind veraltet. Und die Vereine verschließen sich gegenüber neuen Ideen.
taz: Herr Zimmermann, Sie stellen den Führungsleuten der deutschen Erstligavereine kein gutes Zeugnis aus. Gilt die schlechte Zensur für alle?
Markus Zimmermann: Insgesamt sind die Unterschiede nicht sehr groß. Das Handwerkszeug, das die Manager einsetzen, ist nicht ausreichend. Der Hälfte der Geschäftsführer fehlt gar eine fundierte betriebswirtschaftliche Ausbildung.
Warum wird diese denn nicht als notwendig erachtet?
In Sportvereinen gibt es vorgegebene Strukturen. Sie müssen über gewisse Netzwerke verfügen, um nach oben zu kommen. Ähnlich wie in der Politik ist hier nicht unbedingt die Qualifikation ausschlaggebend.
Welcher Befund Ihrer Studie hat Sie am meisten überrascht?
Uns hat erstaunt, wie schwach bei den Profivereinen die Internationalität in den Führungszirkeln ausgeprägt ist. Im Vergleich zu anderen Unternehmen in der Wirtschaft ist dies sehr auffällig. Es gibt in der Bundesliga überhaupt keine ausländischen Manager. Bei den Spielern haben sie hingegen eine sehr hohe Ausländerquote.
Weshalb halten Sie Manager aus dem Ausland für so wichtig?
Es ist sinnvoll, andere Einflüsse zuzulassen. Durch die Erfahrung aus anderen Ländern und Kulturen kommen die Vereine auf neue Ideen, anstatt nur im eigenen Saft zu schmoren. Das könnte den Clubs einen zusätzlichen Schub geben.
Die Führungsstrukturen sind "zu deutsch" besetzt, die Akteure im Schnitt zu alt und teilweise zu schlecht ausgebildet. Die Bundesligavereine sind insgesamt zu innovationsfeindlich. Kann man ihre Studie so zusammenfassen?
Das ist recht provokant formuliert, aber zu diesen Aussagen würden wir so stehen.
Warum ist das so?
Der Druck zur Veränderung ist nicht groß genug. Wirtschaftsunternehmen müssten bei dieser Arbeitsweise befürchten, vom Markt zu verschwinden. Das ist beim Fußball anders. Vielleicht ist es auch eine Frage der Arroganz. Wenn man Leute von außen holen würde, könnte das ja als Eingeständnis betrachtet werden, dass man bislang nicht gut genug gearbeitet hat.
Können Sie nicht einmal Bayern München loben, die doch über so ein üppiges Festgeldkonto verfügen?
Der Verein wird gut geführt. Da gibt es schon Stärken, aber wir haben auch hier Kritikpunkte. Ich würde sagen, der Verein ist trotz und nicht wegen gewisser Defizite erfolgreich.
Was stimmt bei den Bayern nicht?
Der Machtmensch Uli Hoeneß prescht bei manchen Dingen zu weit vor. Meinungen und konstruktive Vorschläge von anderen werden viel zu wenig berücksichtigt.
Können Sie sich einen Japaner als Nachfolger von Uli Hoeneß vorstellen?
Das ist vielleicht ein Extrembeispiel. Aber warum nicht ein Engländer? In der Wirtschaft ist es gang und gäbe, dass man sich die Besten aus dem Ausland holt.
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