Internet Safety Day: Eurokraten helfen bei sicherem Surfen
Jedes Frühjahr versucht die EU, Web-Nutzer über mögliche Gefahren am PC aufzuklären. Diesmal wird besonders vor sozialen Netzwerken gewarnt - sogar per BSI-Telefonhotline.
Die Mehrzahl der Europäer verfügt inzwischen über einen Internet-Zugang. Doch über die Gefahren, die man sich potenziell durch die Leitung ins Haus holt, sind bei weitem nicht alle User genau genug aufgeklärt - Unschönheiten wie Viren, Würmer, Phisher oder Online-Stalker sind nicht jedem ein Begriff. Aus diesem Grund veranstaltet die Europäische Union zusammen mit der Industrie einmal im Jahr einen so genannte "Safer Internet Day" (SID), um potenzielle Online-Opfer zu erreichen und sie mit der ein oder anderen Horrorstory so sehr zu erschrecken, dass sie ihr Verhalten verbessern.
In diesem Jahr haben sich die Eurokraten insbesondere die Jahr für Jahr populärer werdenden sozialen Netzwerke vorgeknöpft. Das ist auch bitter notwendig, weil immer mehr Netzkommunikation in diesen Bereich abwandert - so mancher junger Mensch nutzt etwa kaum noch die gute, alte E-Mail, verabredet sich stattdessen per Facebook- oder SchülerVZ-Nachricht. Da hinter solchen Netzen handfeste geschäftliche Interessen stecken, müssen die Nutzer wissen, was mit ihren Daten geschieht. Der Informationsberg wächst und wächst, inzwischen sammelt mancher Anbieter auch schon Ortsdaten.
So hat die europäische Agentur für Netz- und Informationssicherheit (ENISA) zum diesjährigen SID eine lesenswerte Studie veröffentlicht, in der die Risiken von Web 2.0-Diensten geschildert werden. Unter der Überschrift "Online as soon as it happens" - also "immer sofort im Netz" - beschreiben die Autoren die Vorteile sozialer Netzwerke und ihre Nachteile. Neben den Gefahren für die Privatsphäre, die etwa durch zielgerichtete Werbung drohen können, sind dies auch illegale Zugriffe auf die Datenberge durch Kriminelle.
"Wir raten, Informationen wie Adresse, Geburtsdatum oder Konto deshalb niemals in ein Profil einzustellen", heißt es. Selbst von der Nutzung des Eigennamens im sozialen Netzwerk, der bei vielen Anbietern in den Geschäftsbedingungen zwingend vorgeschrieben ist, raten die ENISA-Experten ab. Ein Pseudonym verberge den Nutzer vor Online-Gaunern genauso wie vor Stalkern und Schnüffelwerbung. Nur die engen Freunde können dann Kontakt aufnehmen.
Auch zu neuen mobilen Diensten gibt die Studie Ratschläge: Das Handy, auf dem immer häufiger wichtige Daten lagern solle am besten mit Passwort oder PIN gesichert sein - so selbstverständlich, wie das klingt, ist es nicht. Angereichert ist die ENISA-Studie mit diversen Negativbeispielen - vom Fall der falschen Nacktbilder der Ex-Freundin auf Facebook über Identitätsdiebstahl bei Promis in Spanien bis hin zu Arbeitnehmern, die sich über die Kunden ihrer Firma auf Facebook auslassen.
Auch in Deutschland macht man beim SID mit. So hat das Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) am 9. Februar von 10 bis 17 Uhr eine Hotline unter der Rufnummer 0800 274 1000 geschaltet, an der Experten zu aktuellen Sicherheitsthemen beraten - darunter insbesondere zum diesjährigen "Safer Internet"-Fokus soziale Netzwerke. Informieren können sich auch Eltern, die oft Probleme haben, in die Internet-Welt ihrer Kinder vorzudringen.
Außerdem veröffentlichte das BSI eine Hinweisliste mit zehn Handlungstipps, die vom simplen ("Zurückhaltung bei der Preisgabe persönlicher Daten") über das logische ("Melden Sie Cyberstalker") bis hin zum höchst sinnvollen ("Nicht wahllos auf Links klicken") reichen. Zusätzlich hat das BSI eine in verständlichen Worten aufbereitete Infosammlung zu weiteren Internet-Sicherheitsthemen bereitgestellt, die unter anderem Ratschläge zur Auswahl geeigneter Virenschutz- und Firewall-Programme enthält, ohne die Windows-PCs nicht auskommen.
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