■ Internationales Schriftstellerparlament zu Saro-Wiwa: Erklärung
Ken Saro-Wiwa war ein bedeutender Autor, und deshalb ist es natürlich, daß die Weltgemeinschaft der Schriftsteller seinen Verlust betrauert. Aber er und seine Freunde starben nicht im Gefolge seiner literarischen Produktion, sondern weil sie für das Überleben des Volks der Ogoni und gegen die Tyrannei des Abacha-Regimes kämpften. Dieser Kampf muß nun der Kampf der Welt werden. Wir fordern deshalb, daß dies eine Mal die Antwort der politischen Führer der Welt auf die Grausamkeit stark und energisch genug sein muß, um einen wirklichen Wandel zu bewirken – und das schnell.
Vor dem schrecklichen Ereignis des Mordes hatte die Welt den Verurteilten nichts anderes anzubieten als impotente „stille Diplomatie“; auch das britische Außenminiserium bevorzugte die „sanfte“ Tour. Der Shell-Konzern, für dessen Profite das Leben Saro-Wiwas und seiner Freunde schließlich geopfert wurde, nimmt jetzt für sich in Anspruch, auf stille Weise für die Verurteilten vorstellig geworden zu sein. Selbst Nelson Mandela, dessen Kampf durch Sanktionen unterstützt worden war, sprach von der Notwendigkeit, gegenüber dem nigerianischen Regime eine vorsichtige Linie einzuhalten. Heute sieht es ganz danach aus, als ob „stille Diplomatie“ mit völliger Abwesenbheit von Diplomatie identisch ist – und ihre Befürworter stehen als Heuchler und Narren da.
Was ist jetzt, nach den Hinrichtungen, die in Wirklichkeit Justizmorde waren, zu tun, damit die Abacha- Regierung für ihre Verbrechen bezahlt und die Demokratie in Nigeria wiederhergestellt wird? Die USA und Britannien haben über Nigeria ein Waffenembargo verhängt. Aber gibt es irgendein Embargo gegen die Ölexporte, die vier Fünftel der Exporterlöse Nigerias ausmachen? Fehlanzeige!
Das Commonwealth hat Nigeria nicht ausgeschlossen, sondern nur seine Mitgliedschaft suspendiert. Wieviel Zeit gibt man den Tyrannen, um zurückzutreten? Zwei Wochen, zwei Monate? Nein, sie haben zwei Jahre, während derer sie ihr Terrorregime fortführen können, zwei Jahre, bevor das Commonwealth es für nötig befindet, den nächsten Schritt zu debattieren. Solche Schwäche gibt den Tyrannen Kraft. Solch halbherzige Maßnahmen helfen Nigeria nicht. Wir fordern umfassende Sanktionen gegen die Abacha- Regierung – jetzt!
Das ist das mindeste, was die Toten von uns erwarten können. Und die Lebenden. Salman Rushdie, Präsident. Der gesamte Vorstand
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