Internationale Hilfe: Ungarn vor der Pleite bewahrt
EU, Weltbank und IWF leihen dem Land 20 Milliarden Euro. Auch Weißrussland und Pakistan bitten den Internationalen Währungsfonds um Hilfe.
WASHINGTON/BRÜSSEL afp Europäische Union, Internationaler Währungsfonds (IWF) und Weltbank leihen Ungarn zur Bewältigung der Finanzkrise insgesamt 20 Milliarden Euro. Der IWF stelle 12,5 Milliarden Euro bereit, teilte ihr Chef Dominique Strauss-Kahn in Washington mit. Von der EU bekommt Ungarn demnach 6,5 Milliarden, von der Weltbank eine Milliarde Euro.
Die EU-Kommission teilte am Mittwoch mit, sie wolle die Obergrenze für Hilfen für die Finanzsysteme in EU-Ländern, die nicht der Euro-Zone angehören, von zwölf auf 25 Milliarden Euro anheben. Zudem kündigte Kommissionspräsident José Manuel Barroso ein EU-Konjunkturprogramm an.
"Die ungarischen Behörden haben ein komplettes Maßnahmenpaket entwickelt, das kurzfristig die Stabilität der Wirtschaft unterstützen und langfristig ihr Wachstumspotenzial verbessern wird", erklärte IWF-Chef Strauss-Kahn. Mit dem Rettungspaket solle Ruhe in den von Turbulenzen erschütterten ungarischen Finanzmarkt einkehren. Der IWF-Anteil in Höhe von 12,5 Milliarden Euro fällt den Angaben nach unter eine 17-Monate-Kreditvereinbarung. Die offizielle Zustimmung der IWF-Führung zum Hilfspaket wurde für Anfang November erwartet. Die EU-Hilfe für Ungarn wird die erste derartige Unterstützung für einen Mitgliedstaat sein, seit Italien Anfang der 90er-Jahre von ihr unterstützt wurde.
Der IWF hatte Ungarns Wirtschaft bereits vor Tagen Hilfe angeboten. Wegen der weltweiten Finanzkrise greift der Fonds auch Island mit einem Darlehen in Höhe von umgerechnet 1,7 Milliarden Euro unter die Arme. Auch Weißrussland und Pakistan beantragten IWF-Hilfen. Das ukrainische Abgeordnetenhaus in Kiew stimmte am Mittwoch in erster Lesung einem Finanzplan zu, der Voraussetzung für einen IWF-Kredit von umgerechnet knapp 13 Milliarden Euro ist. Der IWF wies jedoch Medienberichte zurück, wonach mit Rumänien über Finanzhilfen verhandelt werde.
Ungarn leidet unter hohen Schulden, seinem hohen Haushaltsdefizit sowie einer teilweise überbewerteten Währung. Angesichts eines deutlichen Wertverlusts des Forints hatte die ungarische Zentralbank in der vergangenen Woche schon den Leitzins um drei Punkte auf 11,5 Prozent erhöht. Nach der Ankündigung des Hilfspakets erholte sich der Forint am Montag dann deutlich.
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