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Interaktion mit Keramik

■ Bilder von Wilfriede Maass und Freunden

In der Kunst sind zwei gegenläufige Tendenzen zu verzeichnen. Der Ham zum Alleingang und das Streben nach Gemeinschaft. Kunst wird dann im letzteren Fall als Zusammenhang stiftendes Element begriffen, das wie ein Klimaregulat zwischenmenschliche Beziehungen beeinflußt udn schöpferische Energien freisetzt.

Nach einem halben Jahr ihres Bestehens hat die Galerie Wilfreide Maass ihre fünfte Ausstellung einem Thema gewidmet, das den Grundgedanken solch ener Untenehmung am besten wiederspiegelt: »W.M. und Freunde«. Kollektivität hat sich über Jahre als tragfähiges Konzept erwiesen, dessen Boden die Keramikwerkstatt von Wilfriede Maass ist. Hier wird seit 10 Jahren aus Ton Geschirr gedreht; Krüge, Schalen, Kannen, Tassen, per Hand versteht sich. TöpfergesellInnen machen während ihrer Wanderjahr hier Station, erlernen die für die Werkstatt typischen strengen Formen, lassen aber auch das eine oder andere eigene Stück zurück, welches dann ins Galerien- Sortiment aufgenommen wird.

Genauso alt wie der Betrieb ist die Zusammenarbeit der Töpfermeisterin mit MalerInnen,. Die Dekoration der Gefäße, das Austasten der Bäuche und Dellen, eine Räumlichkeit der Malgrundes ist der Reiz für die Künstler. das Bemalen von Keramik ist für sie Herausforderung: Zum eine, sich eine neue Malart zu erschießen, und dabei gleichzeitig die wohl unmittelbarste Integration vonKunst ins Alltagsleben zu realisieren. Denn die noch so kunstvoll bepinselten Gefäße sind allesamt zum Gebrauch bestimmt. Anstatt aus dem Bild lachen eine jene grazilen Geschöpfe von Karla Woisnitza vom morgendlichen Kaffeegeschirr an, man sich auch von dem magischen Gesichtern von Petra Schramm hypnotisieren lassen und dabei jeden Arbeitsbeginn verträumen. Auf dem Grund einer Suppentasse lauern die Fabelwesen von Angela Hampel, und über den mächtigen Bauch einer Bodenvase krümmen sich die Silhouetten figuren von Sabine Herrmann und klaus Killisch.

Die Atmosphäre, in der diese Bildideen entstehen, ist von solcher Intensität, daß sich auch Künstler anderer Genres angezogen fühlen. So wird hier von Grauen der »Schönfließer Kreis« abgehalten, flimmern Super-8-Filme durch die Werkstatt, füngierte der Ort gas als Begegnungsstätte von weitgereisten Lyrikern. Papenfuß-Gorek, der hier am 18.12. lesen wird, steht in der ansässigen Tradition wie Sascha Anderson und Allen Ginsberg. Produktivität stellt sich in der Werkstatt Maass stets als Konglomerat dar aus Interaktion, Experiment und Lebensqualität in Form von Musik, einem gerade erschienenen Kunstbuch und einer Schale Tee. Micha Möller (Foto: delfisch)

bis 23.12. täglich von 13-20 Uhr in der Dänenstr. 16, Nähe S- und U-Bhf. Schönhauser Allee

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