Integration durch Kultur: Mit Sport- und Kulturtickets ins Leben
Am Sonntag übergeben Studenten fast 700 Eintrittskarten für Events an Berliner Flüchtlinge.
Stundenlanges Anstehen vor Behörden und Zeit totschlagen in überfüllten Unterkünften: Der Alltag von Flüchtlingen in Berlin ist alles andere als unterhaltsam. Eine gesellschaftliche Teilhabe ist ihnen nur schwer möglich.
Die studentische Initiative „BoP-Tickets – Partizipation für Flüchtlinge“ hat sich zum Ziel gesetzt, diese Situation zu verbessern und insbesondere jugendliche Flüchtlinge mehr am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen. Deshalb sammelten zehn Studierende der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation Tickets von 13 Kultur- und Sportbetrieben – fast 700 Stück in nur fünf Monaten. Die Tickets ermöglichen den Eintritt für Sport-, Musik- und Tanzvorstellungen sowie Theater und Museen im Zeitraum 2015 bis 2016. Sie sollen nun an sechs Berliner Flüchtlingsheime verteilt werden.
Die Idee für das Projekt entstand im Oktober 2014 im Rahmen eines Forschungsprojektes und als Antwort auf Pegida und deren Gegenbewegungen. „Wir wollten nicht immer nur gegen etwas sein, sondern auch einmal für etwas“, beschreibt der wissenschaftliche Leiter des Projekts, Gernot Wolfram, die Motivation für das Projekt. Es sei wichtig, nicht nur über, sondern auch mit Flüchtlingen zu sprechen und sie als Rezipienten wahrzunehmen. So werde ein „transkultureller Austausch auf Augenhöhe“ möglich, sagt Gernot Wolfram.
Zu den Sponsoren zählen unter anderem die Füchse Berlin, die Berlin Recycling Volleys, Alba Berlin, flying steps, das SO36 und die Show „Apassionata“. Vor allem aus der freien Szene sei sehr viel Unterstützung gekommen, so Wolfram.
Die BVG allerdings sah sich trotz ihrer Kampagne „Weil wir dich lieben“ nicht in der Pflicht – und das, obwohl gerade Fahrkarten eine Mangelware bei Flüchtlingen darstellen.
Das Projekt wird mit 10.000 Euro vom Senat unterstützt. Die Tickets werden den Flüchtlingen am Sonntag um 17 Uhr im Radialsystem Berlin übergeben. Aber auch danach soll das Projekt im Rahmen des Vereins Board for Participation e. V. weiterbestehen.
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