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Archiv-Artikel

Integration bei Flutlicht

Werder- und Vatan Spor-Mädchen kicken in Gröpelingen miteinander im Rahmen der ersten Integrationswoche: Dabei geht es mehr um Spaß, als um’s Ergebnis. Und beide Teams gewinnen

von ASTRID LABBERT

Ein bisschen Nebel, Flutlicht: Orte der Begegnung könnten gemütlicher sein als eine Bezirkssportanlage im November um 18 Uhr. Doch die Mädchen, die sich im Rahmen der Integrationswoche an diesem Abend an der Lissaer Straße in Gröpelingen treffen, stört das nicht.

Der Vereinswimpel vom KSV Vatan Spor baumelt im Wind, ein paar Jungs schauen neugierig vom Nebenplatz herüber zum Freundschaftskick der B-Mädchen von Werder und dem von türkischen Gastarbeitern 1978 gegründeten Klub. Das Spiel ist eine von zahlreichen Veranstaltungen der Bremer Integrationswoche und teil des Werder-Projekts „100 Vereine – 100 Schulen“. Dass es stattfindet, ist keine Selbstverständlichkeit. Erst vor einem Jahr hatte Vatan Spor ein Mädchenteam gegründet, kaum später als Werder, aber die Anfangseuphorie im Klub hatte früh einen herben Dämpfer erlitten. Nachdem sich die Töchter von Vereinsmitgliedern erfolgreich Gehör verschafft hatten und eine Frauenmannschaft gegründet wurde, wurde zu Saisonbeginn ein Mädchen vom Spiel ausgeschlossen – wegen ihres Kopftuchs.

Damals fühlte sich der Klub allein gelassen und in eine religiöse Ecke gedrängt. „Dabei sind wir doch ein laizistischer Verein. Bei uns ist jeder willkommen“, sagt Fußball-Abteilungsleiter Önder Yurtgüven, der noch heute die Entscheidung unbegreiflich findet. Doch die wurde auch im Nachhinein vom DFB als richtig bestätigt. Der Grund: Die Fifa-Regeln verbieten religiöse Botschaften. Der Integration habe man damit keinen Gefallen getan, sagt Yurtgüyen. Dass Werder den Klub danach in sein Programm aufgenommen hat, sieht man deshalb auch als Anerkennung der Vereinsarbeit.

Die „Kopftuch-Geschichte“ können auch die Werderanerinnen nicht nachvollziehen. Vanessa Iversen jedenfalls sieht kein Problem darin, wenn eine Spielerin mit Kopftuch auflaufen würde. „Seine Religion kann man doch offen zugeben. Da sollte es auch auf dem Fußballfeld keine Einschränkung geben“, sagt die 15-Jährige. Für die B-Mädchen ist der Abend ein unbeschwerter Spaß. Weil sie unter dem Motto „Miteinander, nicht gegeneinander“ spielen und Trikots getauscht haben, ist nicht überall, wo Vatan oder Werder draufsteht, auch tatsächlich Vatan oder Werder drin. Und wie es genau steht, weiß bald niemand mehr genau. Das Ergebnis ist Nebensache. „Es hat Spaß gemacht, mal mit anderen Mädchen zusammen zu spielen“, sagt Werders Meggie Schröder im Anschluss.

Vatan-Abteilungsleiter Yurtgüven steht am Seitenrand, sagt strahlend: „Das ist doch toll, wie die zusammen spielen“, und auch die 16-jährige Esra Kopar ist, als alle an der langen Essenstafel unter der Büste von Atatürk im Vereinsheim sitzen, erleichtert: „Ich hab endlich mal gewonnen.“ Denn in der Liga gab es für die Vatan Spor-Mädchen bislang nur Niederlagen.