Insolvenz für Köln 99ers: Erfolgreich in die Pleite
Schon wieder muss ein Basketball-Bundesligist Insolvenz anmelden. Der Hauptgeldgeber des ambitionierten Pokalsiegers, der Köln 99ers, kann seine Zusagen nicht einhalten.
KÖLN taz Der Dienstag hätte ein Tag zum Feiern sein sollen für die Köln 99ers. Am Abend stand die letzte Begegnung der Vorrunde im Uleb-Cup an, mit Platz zwei in der Gruppentabelle und den noch sieglosen Ovarense Aerosoles als Gegner schien die Qualifikation für die Zwischenrunde zum Greifen nahe. Von Hochstimmung jedoch keine Spur, stattdessen dauerklingelnde Telefone und eine eilig einberufene Pressekonferenz. Der Grund: Die American Sports GmbH, Trägergesellschaft der Köln 99ers, musste Insolvenz anmelden.
Am Samstag hatte Hauptsponsor Herbert Zimmer mitgeteilt, dass er seinen finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen könne. Eine Nachricht, die nicht nur die Fans unvorbereitet traf. Auf einer Managertagung der Liga in Mannheim am Samstag war die veränderte Finanzlage der 99ers nicht erwähnt worden. "Es traf mich wie ein Paukenschlag. Ich dachte, es wäre der 1. April", kommentierte Otto Reintjes, Vizepräsident der AG BBL, die böse Kunde. Heute soll nun ein Insolvenzverwalter die Arbeit aufnehmen und entscheiden, ob und wie der Verein wieder auf die Beine kommen kann. Der Versuch, eine Sternschnuppe vor dem Verglühen zu retten?
Als der Club 2001 als RheinEnergy Cologne mit einer Wild-Card in die Liga kam, wunderte sich nicht nur ihr Ersatz-Aufbau Johannes Strasser über die hohen Ziele. "Die wollten direkt Erfolg haben und hatten auch das Geld, um sich anständige Spieler zu holen", erinnert er sich. Als Coach durfte es Trainer-Legende Svetislav Pesic sein, im Kader standen Nationalspieler wie Vladimir Bogojevic und Weltklasse-Akteure wie Aufbau Sasa Obradovic, gespielt wurde gerne mal in der riesigen KölnArena. Der hohe Einsatz wurde belohnt. Bereits in der ersten BBL-Saison holte der "Retorten-Club" die Vizemeisterschaft, ein Jahr später sahen daheim durchschnittlich knapp 6.000 Zuschauer zu, nur Alba Berlin zog mehr Fans an. Der Name wechselte fast alljährlich, der Erfolg jedoch war in der Rhein-Metropole immer eine Konstante. 2004 feierte RheinEnergie Köln mit dem Pokalsieg den ersten nationalen Titel, 2005 gelang die Verteidigung, 2006 holte Trainerneuling Sasa Obradovic die Meisterschaft, 2007 dann wieder der Pokalsieg. Im vergangenen Sommer musste der Verein das Budget stutzen, Namenssponsor RheinEnergie verringerte sein Engagement. Ob Mäzen Herbert Zimmer darum noch stärker in die Verantwortung trat, wollte keiner der Verantwortlichen kommentieren. Sein Ausfall stellt nun die Zukunft des Erfolgsclubs in Frage.
Der Liga sind derartige Sorgen nicht fremd. Mit den Gießen 46ers kämpft derzeit ein absoluter Traditionsverein um sein wirtschaftliches Überleben, Rekordmeister Bayer Giants Leverkusen steht vor dem unfreiwilligen Umzug nach Hamburg oder Düsseldorf. Vergangene Saison plagten die BG Karlsruhe nach dem Rückzug des Sponsors Iceline Geldsorgen, kurz darauf meldete Erstligist Nürnberg Insolvenz an. Bereits 2004 musste der mit riesigen Ambitionen gestartete Mitteldeutsche Basketball-Club Insolvenz anmelden. Im Kader damals: Misan Nikatbatse, heute in Diensten der Köln 99ers. Dem Ex-Nationalspieler dürfte in diesen Tagen vieles schmerzlich bekannt vorkommen. Die Saison 2004/05 brachte er dem MBC für schmales Geld ehrbar zu Ende. Auch die 99ers-Profis entschieden am gestrigen Nachmittag, im Uleb-Cup anzutreten. Ganz im Sinne von Liga-Vize Reintjes: "Gefordert sind jetzt die Beteiligten, natürlich auch die Spieler, die sagen müssen: Wir krempeln die Ärmel hoch. Das ist die wichtigste Botschaft. Nicht aufgeben, ihr habt eine Chance, also kämpft weiter."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!