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Archiv-Artikel

Inquisition nicht so schlimm?

betr.: „Sympathische Inquisitoren“, taz vom 11. 1. 03

Bisher reichten Begriffe wie „sexistisch“ oder „frauenverachtend“ aus, um zu beschreiben, was die taz sich bisweilen leistet. Den Artikel „Sympathische Inquisitoren“ mit solchen Worten zu beschreiben, wäre schon grob verharmlosend. Einen Massenmord an Frauen hat es nach diesem Artikel nie gegeben. Zumindest hält Herr Gessler ihn anscheinend für ein nicht weiter erwähnenswertes Kleinod der Geschichte. […]

Herr Gessler hält es für „Aufklärung im besten Sinne“, wenn uns weisgemacht wird, die Inquisition hätte sich im Wesentlichen gegen Konkurrenten aus den eigenen Reihen gerichtet. Dass dort, wo es um Macht und Reichtum geht, auch immer missliebige Konkurrenten aus dem Weg geräumt werden, ist eine Binsenweisheit. Herr Gessler will es als Aha-Erlebnis verkaufen, welches alles bisherige Wissen in Frage zu stellen vermag. Die Tatsache, dass die Protestanten ebenso viele Frauen ermordet haben wie die Katholiken, bedeutet noch lange nicht, dass die Inquisition nicht so schlimm gewesen ist. Es hat Dörfer gegeben, in denen keine einzige Frau überlebt hat, und Herr Gessler meint, dass diejenigen es sich einfach machen, wenn sie die Inquisitoren als brutale Massenmörder verstehen. ANGELA BANERJEE, Hamburg