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Inquisition in Memmingen

■ Staatsanwaltschaft ermittelt gegen weitere Frauenärzte

Memmingen (dpa/taz) - Der Prozeß gegen den Memminger Frauenarzt Horst Theissen zieht immer weitere Kreise: Wie die Staatsanwaltschaft Memmingen jetzt bekanntgab, wird gegen drei weitere Frauenärzte wegen Verdachts auf Beihilfe zum illegalen Schwangerschaftsabbruch ermittelt. Nach Auskunft von Oberstaatsanwalt Peter Stöckle stehen die Ermittlungen in Zusammenhang mit dem Theissen-Prozeß. Theissen werden illegale Schwangerschaftsabbrüche in 156 Fällen zur Last gelegt.

Die Staatsanwaltschaft Memmingen prüft zur Zeit, ob die drei Ärzte - sie kommen nicht aus Memmingen, sondern aus dem schwäbischen Umland - an schwangere Frauen die Adresse des Frauenarztes Theissen weitergegeben haben, „wohl wissend oder damit rechnend“, daß dort illegale Abtreibungen vorgenommen wurden.

Sollte ein „hinreichender Tatverdacht“ vorliegen, könnten durch die Staatsanwaltschaft Strafbefehle beantragt werden. Staatsanwalt Stöckle räumte gegenüber der taz ein, daß sich die Ermittlungen, die noch nicht abgeschlossen seien, „nicht einfach“ gestalten.

Wegen Beihilfe zu einem unerlaubten Schwangerschaftsabbruch wurden von Memminger Gerichten bereits zahlreiche Partner oder Ehemänner zu Geldbußen verurteilt. Sie hatten ihre Frauen oder Freundinnen zu der Praxis nach Memmingen begleitet oder die Abtreibungen bezahlt und wurden deshalb der Beihilfe für schuldig befunden. Im vergangenen Jahr wurden von Memminger Gerichten über 100 Frauen wegen illegaler Abtreibungen rechtskräftig zu Geldstrafen bis zu 3.000 Mark verurteilt.

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