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Inklusion in der PraxisWas, zum Teufel, ist Inklusion?!

Der Republik muss Schüler mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen inkludieren. Wie das geht wissen Heilpädagogen - werden aber selten gehört.

Wenn beim Schulbau nicht nur an Menschen ohne Rollstuhl gedacht wird, dürfte Annabell keine Probleme haben. Bild: dpa

Es beginnt, wie immer bei deutschen Pädagogen, mit einer Definition.

Wir sind auf dem Jahreskongress der Heilpädagogen in der Berliner Urania. Ein wahnsinnig gelehrter Professor lässt geschlagene 45 Minuten eine Powerpoint-Seite nach der anderen aufploppen: "Inklusion und/oder Integration - eine babylonische Sprachverwirrung?", heißt sein Vortrag. Doch der Professor beantwortet seine Frage derart komplex, dass ein Teil der 800 Heilpädagogen selig einschlummert - und der andere nun gar nicht mehr weiß: Ist Inklusion jetzt gut oder schlecht?

Inklusion, das vorweg, ist die gleichberechtigte und selbstverständliche Teilhabe von behinderten Kindern an der Regelschule.

Die Nachfrage nach dem Berliner Kongress ist gigantisch. Normalerweise kommen zu den Jahresversammlungen der Heilpädagogen, die als Assistenten, Unterstützer und Helfer behinderter Menschen arbeiten, 500 bis 600 Leute. Diesmal haben sich 800 angemeldet - denn es geht um Inklusion. Das ist gewissermaßen das Kerngeschäft der Berufsgruppe, die zu 95 Prozent in Werkstätten, bei der Kirche oder den vielen Arbeitgebern beschäftigt ist, die mit Behinderten umgehen.

Schlecht angesehene Experten

Nur 5 Prozent sind schon in Schulen - aber jetzt, da Deutschland seine Schule für das gemeinsame Lernen fit machen muss - die UN verlangt das -, erkennen die Heilpädagogen ihre Chance: Die Schulen haben meistens keine Ahnung, wie man zum Beispiel einen Autisten oder ein Down-Kind integrieren kann. Die Heilpädagogen wissen das ganz genau.

"Es müssen doch in den Schulen auch Leute arbeiten, die den Blick für besondere Kinder haben", sagt eine Fachschülerin aus Augsburg. Sie ist zu einem Workshop nach Berlin gekommen, der in Wahrheit aber zu einer Vorlesung ausartet. Johannes Horvath hält sie, und es sitzen 130 neugierige Leute vor ihm. Heilpädagogen, die auch die Chance sehen, ihren schlecht bewerteten Ausbildungsstatus zu verbessern. Denn die schulischen Sonderpädagogen werden an der Uni ausgebildet. Die Heilpädagogen hingegen nur an Fachschulen, unakademisch.

Das lassen die Schulen die Heilpädagogen oft auch spüren. "Die Schule ist ein Closed shop", berichtet eine Teilnehmerin des Workshops. "Wenn über Inklusion in der Schule geredet wird, dann dringen wir mit unseren Fähigkeiten nie durch." Andererseits haben die Schulen ja große Not.

Eine andere Haltung üben

Ein Heilpädagoge erzählt, dass seine Rektorin ein inklusives Konzept in der Schule nicht umsetzen kann - weil sich vier Lehrerinnen weigern, mit Behinderten umzugehen. "Ich wüsste schon, was man mit diesen Kindern in einer freien Einrichtung machen würde", sagt er. Er wird künftig als Sonderpädagoge in der Schule arbeiten.

Dabei haben die Heilpädagogen eine enorme Kompetenz vorzuweisen. Das sieht man an dem Workshop über den Ohrenkuss, das ist eine Zeitschrift, in der ausschließlich "47 Chromosomen"-Menschen schreiben. Diese Down-Menschen waren lange verschrien als geistig Behinderte, die nicht schreiben können. In Wahrheit verfassen sie wunderbare Texte, richtige Ohrenküsse, also Sätze, die im Kopf hängen bleiben.

Wie man einen Text mit einem 47-Chromosomer schreiben kann, muss man freilich erst lernen, berichtet die Herausgeberin Katja de Braganca. Die Journalisten jedenfalls, die den Ohrenkuss besuchen, lernen dort stets im Crash-Kurs, dass es einer Tugend bedarf: einer anderen Haltung den Menschen gegenüber, die ein Chromosom mehr haben als "Normale".

Eins interessiert die Downies kein bisschen: ein Heft über Behinderung zu machen. Sie wollen schreiben, und zwar sie selbst, unredigiert. "Die Texte", sagt de Braganca, "sind immer dann schlecht und unauthentisch, wenn die Eltern die Texte nachbessern wollen. Wir fragen dann immer: ,Haben Sie das Original noch?' Es ist das Besondere, was wir abbilden wollen."

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19 Kommentare

 / 
  • MC
    Martin Cuno

    Der Artikel versucht eine Kernaussage zu suggerieren, der die wirklichen Verhältnisse auf den Kopf stellt. Es hört sich so an, als wäre Inklusion von Menschen mit Behinderung außerhalb von Schule schon weitgehend praktiziert (weil da 95% der Heilpädagogen arbeiten, während erst 5 % in der Schule angekommen sind).

    Das ist nicht nur deswegen Unsinn, weil Inklusion natürlich nicht von bestimmten Professionen abhängt. Wenn man, auf Menschen mit Behinderung bezogen, die drei Lebensbereiche Schule, Wohnen und Arbeiten anschaut, springt sofort ins Auge, wie in unserm schulisch durchideologisierten Deutschland die Gewichte verteilt werden: In den Bereichen Wohnen und Arbeiten würde niemand unseren behinderten Mitmenschen vorenthalten wollen, dass es besondere Orte für sie geben könne. Selbstverständlich unter der menschenrechtlich garantierten Wahlfreiheit, dass jeder selbst entscheiden möge, wo er leben, arbeiten, unterrichtet werden will. Dies, und nicht die Abschaffung bestimmter Einrichtungen, ist der fast unbekannte, aber nachlesbare Inhalt der UN-Konvention.

    Und so ist in der ganzen Inklusionsdebatte von einer Abschaffung von Wohngemeinschaften oder Werkstätten für behinderte Menschen nicht oder kaum die Rede. In diesen Bereichen herrscht eine Entspanntheit und ein Realismus, von dem man im Schulbereich nur träumen kann. Mit Leichtigkeit lässt sich ja außerdem alles mögliche neuerdings als inklusiv etikettieren.

    Der Schulbereich dagegen ist die ideologische Spiel- und Experimentierwiese in Deutschland. Flugs wird eine ausschließliche "eine Schule für alle" gefordert und eine Maschinerie zur Abschaffung der Sonderschulen in Gang gesetzt und dann doch wieder halbwegs gestoppt, weil es ja immerhin noch ein paar Eltern gibt, die da nicht mitmachen mögen. Die staatlich organisierte Hierarchie ermöglicht es, aus Sonderschullehrern, die letztes Jahr noch eine Klasse führten und sich morgens auf ihr "Haus des Lernens" (ein schöner Begriff von Johannes Rau, der mal in Mode war) und ihre Kinder freuten, hauptamtliche Parkplatzsucher zu machen, da sie die Woche über an 10 oder 15 verschiedenen Orten "individuelle Förderung" leisten sollen. Undenkbar, dass dieser traurige Zirkus in einem der beiden anderen Bereiche durchgezogen würde.

    Das geht vorbei, denkt man sich, in 10 Jahren wird wieder eine andere Sau durchs Schuldorf getrieben. Traurig, insbesondere für die Objekte der Experimente.

  • F
    Fenio

    @Gast:

     

    "Richtig ist:

    Inklusion ist die gleichberechtigte und selbstverständliche Teilhabe von behinderten Menschen jeden Alters in allen gesellschaftlichen Bereichen."

     

     

    ist ebenfalls falsch. Inklusion bezieht sich nicht ausschließlich auf Menschen mit Behinderung sondern viel allgemeiner auf Menschen und deren individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten.

     

    "Sie [die inklusive Päd (daher auch die Einschränkung auf Schüler*innen)] tritt ein für das Recht aller Schüler und Schülerinnen, unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Beeinträchtigungen sowie von ihren ethnischen, kulturellen oder sozialen Herkunft miteinander und vonander in einer Schule für alle zu lernen."

    Quelle: Pädagogik 2/09 Inklusion statt Integration S. 51 ff.

  • JS
    Joachim Schubert

    Verehrte erzieherin,

     

    schwingt in Ihren Worten Resignation oder der Ausdruck von Hilflosigkeit mit?

     

    Sie kommen aus der Realität und betrachten die Situation auch noch mit Expertenaugen. Allerdings gehen Sie in einem Punkt noch nicht weit genug: Mit dem vorhandenen Geld mag Schindluder getrieben werden. Aber selbst wenn genug Geld für die notwendigen Fachkräfte vorhanden wäre, gebe es ein Problem. Denn allein für die Realisierung von Inklusion in den Schulen gibt es offenbar nicht genügend Fachkräfte.

     

    Und warum sollten sich jetzt mehr Leute beruflich für diese Richtung entscheiden? Wo sind die Anreize für Jung und Älter, sich hier zu engagieren?

     

    Die Politik blendet insbesondere die wichtigsten Grundsatzfragen nur zu gerne aus oder opfert diese dem "Großen Ganzen" (und macht Feldversuche).

     

    Bester Gruß

     

    JS

  • E
    erzieherin

    Alle Kinder sind gleich-jedes Kind ist anders

    Dieses Leitbild setzt eine positive,humanistische Grundeinstellung voraus.Diese ist aber nicht immer gegeben beim pädagogischen Personal.Ganz im Gegenteil der Kinder-und Jugendgesundheitsdienst hat die Auflage nicht mehr jedem Kind einen Status zu gewähren. Und selbst wenn,dann heisst das nicht das das Jugendamt auch die finanziellen Mittel zur Verfügung stellt.Aber wenn nun jedes Kind gleich ist:Braucht dann ein behindertes Kind überhaupt noch eine Förderung?Die Kitas sind jetzt schon überfüllt mit verhaltens-und sprachauffälligen Kindern.Also würde ich gern mal wissen,wie dies realisiert werden soll?Manchmal sind 2 Integrationserzieher für 20 Integrationskinder zuständig.Dies ist nur eine Handhabe um finanzielle Hilfen zu streichen.

    Inklusion wird schon in einigen Elterninitiativen umgesetzt. d.h. alle Kinder lernen z.Bsp. die gebärdenunterstützte Kommunikation,Material für Integrationskinder wird angeschafft usw.

    Mit dem Geld für viele Integrationskinder wird Schindluder getrieben um z.Bsp.den Krankenstand von Personal auszugleichen.Integration ist jetzt schon fast gescheitert,also was soll da an Inklusion passieren.

     

    Integrationserzieherin + Mutter von 2 Adhs-Kindern

  • LD
    Lehrer Dr. Specht

    LRS mit unterstütztem AD(H)S, automatistischem Asperger, GB Nacharbeitsgarantie und kleine KB Zulage - die individuellen, spezialisierten "Gegebenheiten"

    der uns anvertrauten Kinder zeigen uns die geradezu zwingende Notwendigkeit auf, Schule und Schüler komplett zusammenzuführen.

    Geht nicht - gibt`s nicht - zumal diese profane Ablehnungshaltung sowie nur aus dem Mund der lehrfaulen Lehrerschaft kommen kann. Das überalterte Kollegium kann sich hierzulande halt nicht vorstellen, dass man mit einem "einfach nur mal eben umgestellten" Unterricht inkludieren kann, dass sich die Balken biegen. Ein komplett individualisiertes Curriculum für jeden darf man da natürlich genauso selbstverständlich erwarten wie eine, den eigenen Ansprüchen gerecht werdende Live-Leistungsbewertung in Echtzeit. Vorbei ist die "alte Schule", wo jeder das Lernen musste, was der Lehrer vorgab. Zurecht sieht man nun jubelnde Kinder, die sich gar nicht mehr vorstellen können, wie die Dinosaurier der Lehrerschaft - seinerzeit sogar noch verbeamtet - Arbeitsblätter, Bücher, Stifte und sonstiges antiquiertes Material forderten und sogar den verständlichen Vandalismus dagegen bestraften. Vorbei ist die Zeit, wo Schüler - man Stelle sich vor - nach Ihrem Intellekt und den Leistungen zusammengepfercht wurden. In der implodierten, nein inkludierten Schule profitiert nun jeder von jedem:

    Während der Lehrer im extra eingerichteten Nebenraum mit Dusche schnell die, durch die lange Wartezeit im Bus vor der Schule, eingeschissenen Down-Syndrom Kinder abspritzt und fit macht für den Unterricht, erhalten die Kinder mit Migrationshintergrund wie immer ihr Frühstück plus Pausengeld von den unbeliebten Strebern. Diese profitieren von der Lebenserfahrung und erhalten gleichermaßen wichtige Kompetenzen und Sprachkenntnisse. "Altaa, Opfer, gibst du fünfer oder sterb" beschreibt z.B. die höfliche Aufforderung die kapitalistische, durch Unterdrückung Minderbemittelter, äh, nein, benachteililgter Jugendlicher entstandene Ungerechtigkeit der Fehlverteilung des Finanzstromes, auszugleichen und zu korrigieren. Gerne nehmen die Ex-Gymnasiasten diese Erfahrung als Grundbaustein für ein Leben voller Liebe allen Menschen gegenüber an. Die Eltern von Kindern mit individualisierten Körperanpassungen und Verhaltensweisen denken noch mit Schrecken an die Zeit, als sie sich mit solch diskriminierenden Begriffen wie "behindertes Kind", "verhaltensauffälliger Schüler" und "schwerziehbar" oder gar "unbeschulbar" konfrontiert sahen und das Kind auf eine "spezialisierte Schule mit angepasster Ausstattung und geschultem Personal zur fachgerechten Integration" gehen musste. Diese unfassbare Ungerechtigkeit ist nun vorbei. Dank der "Implosions-Garantie" , können die Eltern nun endlich das angeborene Recht wahrnehmen, ihren Schatz an JEDER Schule anzumelden. Die diskriminierende Zeit der Integration ist vorbei - das Kind muss sich nicht mehr der Schule anpassen - die Schule hält einfach jedes Lebensumfeld für jeden bereit. Schulungen der Lehrer sind nicht mehr notwendig, seit der Kultusminister seinen genialen, visionären 3-2-einhalb Plan vorstellte: Jeder Lehrer, bei dem Probleme auftreten - auf Seiten der Schüler natürlich - verliert innerhalb von drei Tagen seinen Job. (3) Ein Lehrer ersetzt fortan zwei der alten Kollegen. (2) Und das Gehalt wird auf die Hälfte gekürzt - vorausgesetzt, man besteht die monatliche Gehaltsauszahlungsprüfung und geht täglich zur Supervision mit den Eltern. Diese monatliche Prüfung der Kollegen ist ein Segen für alle SchülerInnen und Schüler, sowie der Lernenden dessen Geschlecht nicht feststellbar ist, da sie die monatlich innovierte, individualisierte förderplangesprächssystemcuriculare Reflexion der pankulturellen implosionsdiagnostisch-beratenden Einheit ermöglicht.

  • G
    Gast

    "Inklusion, das vorweg, ist die gleichberechtigte und selbstverständliche Teilhabe von behinderten Kindern an der Regelschule."

    FALSCH - SETZEN!

    Richtig ist:

    Inklusion ist die gleichberechtigte und selbstverständliche Teilhabe von behinderten Menschen jeden Alters in allen gesellschaftlichen Bereichen.

     

    Bitte, wenn schon einen Artikel zur Bedeutung des Worts, dann richtig recherchieren.

  • S
    Syrabo

    Traurig, traurig - eine Qualität, die ich woanders erwarten könnte, aber vielleicht ist es eine Frage, welches Lesepublikum man bedienen möchte ...

  • UP
    Ulrike Pohl

    Sehr geehrter Herr Füller,

     

    ich bin - ehrlich gesagt - entsetzt.

     

    1. Über Ihre Unkenntnis der Fakten: Das fängt an bei der Definition von Inklusion, geht weiter bei der Ausbildung der Heilpädagogen bis hin zu so schwammigen Ausdrücken wie "in Werkstätten, bei der Kirche oder den vielen Arbeitgebern, die mit Behinderten umgehen". Was genau meinen Sie damit? Nach meiner Kenntnis gibt es nicht nur eine Kirche in Deutschland.

     

    2. Ich bin noch mehr entsetzt über Ihr Menschenbild, das nicht nur über Ihren Schreibstil offensichtlich wird. Da ist zum Einen das kitschige Foto vom süßen Mädchen im pinkfarbenen Rollstuhl - ich hätte ein Foto von einer realen, gemeinsamen Unterrichtssituation für angemessener gehalten.

     

    Und wie herablassend muss man sein, um als Journalist einen Schüler, ein Kind oder einen Jugendlichen mit Down-Syndrom als "Downie" und "47-Chromosomer" zu bezeichnen? Ich finde das keineswegs lustig.

     

    Zum Abschluss: Morgen ist der Welttag der Menschen mit Behinderung - vielleicht ein guter Anlass, sich zu entschuldigen und sich mit der Materie inhaltlich und sachlich zu befassen.

     

    Sie können mich gern anmailen, wenn Sie Fragen haben.

     

    Mit freundlichem Gruß,

     

    Ulrike Pohl

    Sozialpädagogin, Bildungsbegleiterin und Rollstuhlfahrerin

  • A
    Anne

    Leider geht es nach der Schule für die jungen Menschen weiter! Grade ganz frisch erlebt....

    Eine junge Frau, Down-Syndrom , arbeitet gerne in einer Integrationsfirma und muss jetzt aufhören, weil auch dort und marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten gearbeitet werden muss. Mit Allem was dazu gehört wie wechselnde Arbeistzeiten, wechselnde Einsatzorte sowie pendeln in der Mittagspause vom Arbeitsplatz nach Hause und wieder zurück.

    Sieht so Inclusion aus?

  • UP
    Ulrike Pohl

    Sehr geehrter Herr Füller,

     

    ich bin - ehrlich gesagt - entsetzt.

     

    1. Über Ihre Unkenntnis der Fakten: Das fängt an bei der Definition von Inklusion, geht weiter bei der Ausbildung der Heilpädagogen bis hin zu so schwammigen Ausdrücken wie "in Werkstätten, bei der Kirche oder den vielen Arbeitgebern, die mit Behinderten umgehen". Was genau meinen Sie damit? Nach meiner Kenntnis gibt es nicht nur eine Kirche in Deutschland.

     

    2. Ich bin noch mehr entsetzt über Ihr Menschenbild, das nicht nur über Ihren Schreibstil offensichtlich wird. Da ist zum Einen das kitschige Foto vom süßen Mädchen im pinkfarbenen Rollstuhl - ich hätte ein Foto von einer realen, gemeinsamen Unterrichtssituation für angemessener gehalten.

     

    Und wie herablassend muss man sein, um als Journalist einen Schüler, ein Kind oder einen Jugendlichen mit Down-Syndrom als "Downie" und "47-Chromosomer" zu bezeichnen? Ich finde das keineswegs lustig.

     

    Zum Abschluss: Morgen ist der Welttag der Menschen mit Behinderung - vielleicht ein guter Anlass, sich zu entschuldigen und sich mit der Materie inhaltlich und sachlich zu befassen.

     

    Sie können mich gern anmailen, wenn Sie Fragen haben.

     

    Mit freundlichem Gruß,

     

    Ulrike Pohl

    Sozialpädagogin, Bildungsbegleiterin und Rollstuhlfahrerin

  • BA
    Bianca Anderson

    Sehr geehrter Hr. Füller,

     

    ich habe Ihnen ja heute vormittag schon ausführlich meine Meinung über Ihren Bericht per email an ihre Redaktionsadresse zukommen lassen, dennoch möchte ich hier noch öffentlich ein paar Aspekte ansprechen.

    Wenn Sie sich, wie es Ihre journalistische Pflicht ist, ausführlich mit dem Thema Inklusion beschäftigt hätten, wäre es kein Problem den ansprechenden Vorträgen zu folgen. Wir waren auf einer Fachtagung und da erwarte ich Input und fachliche Impulse und auch Querdenkerei um zur Diskussion und zum Nachdenken anzuregen. Wenn ich mich polemisch mit dem Thema auseinandersetzen möchte, dann gehe ich zu einer Infoveranstaltung an den Stammtisch in die Gaststätte um die Ecke. Ansonsten erwarte ich diese hohe Fachlichkeit, die mich als unakademisch ausgebildete bei weitem nicht überforderte!

    Zu der Kritik an den Workshop des Hr. Horvarth kann ich ebenfalls nur müde Lächeln, nur die gesammelten Informationen per USB Datenstick einzusammeln und sich eine Meinung zu bilden... Wären sie vor dem Workshop dagewesen, hätten sie viele Diskussionen, Visionen und einen gemeinsamen Austausch mitbekommen. Selbst während dem Workshop gab es etliche Anregungen, länderübergreifenden Austausch und fundierte Informationen aus einer langjährigem Erfahrungsschatz des Dozenten! Danke dafür! Als langjähriger Politredakteur hätte ich mir von Ihnen eine Art von Berichterstattung gewünscht, zumindest neutral.

    Gruß

    B. Anderson

  • JS
    Joachim Schubert

    Inklusion in der Praxis: Sie treffen mit Ihrem Artikel den Nagel auf den Kopf. Genau so inhaltslos wie in dem Beitrag geschildert, wird mit der Thematik in der Praxis auch umgegangen.

     

    Es wird gelabert bis zum geht nicht mehr! Wenn es aber um konkretes Handeln geht, dann kennt die deutsche Pluralität keine Grenzen. Jedes Bundesland initiiert mal wieder seinen eigenen Weg. Konkret heißt das: Die Kinder mutieren mal wieder zu Versuchskaninchen. Statt zunächst ein handfestes Konzept gemeinsam zu erarbeiten, wird mit einem Experiment am lebenden Objekt begonnen. Soweit zur Politik.

     

    Nun zu den Experten: Ein echter Experte verlässt bei einem derartigen Vortrag den Saal. Denn ein echter Experte betrachtet sein Zeitkonto und nutzt diese freien Minuten für wichtigere Dinge. Ggf. zum Entspannen in angenehmer Umgebung.

  • FK
    Felix Kulp

    Ich war Teilnehmer an der BHP Tagung in der Urania. Den polemischen, herablassenden und teilweise unqualifizierten Kommentaren Ihres Journalisten kann ich leider nicht folgen. Eine detaillierte Auseinandersetzung mit den gebotenen Inhalten der Veranstaltung und der Heilpädagogik wäre von Vorteil gewesen. Leider läßt der Autor Fachlichkeit und Sachlichkeit in seinem Artikel vermissen. Schade, dass ein sehr interessantes Metier so oberflächlich und stellenweise falsch dem Leser präsentiert wird.

     

    MfG

     

    Felix Kulp, Augsburg

  • UW
    Ursula Walther

    Inklusion ist "die gleichberechtigte und selbstverständliche Teilhabe von behinderten Kindern an der Regelschule"? Neinl, genau das ist sie nicht. Inklusion ist das Recht aller Kinder auf gemeinsamen Unterricht. Ein himmelweiter Unterschied! Was C. Füller beschreibt, ist das, was bisher Integration hieß: Die Behinderten stehen erst einmal draußen und werden dann - gedanklich oder sogar real - hereingeholt. Sie dürfen "auch mitmachen" und, wie schön!, sogar gleichberechtigt. Inklusion bedeutet aber: Alle lernen zusammen, von vornherein.

  • I
    Inkludieren

    Zwei kleine Anmerkungen:

     

    Anmerkung 1:

    "Was, zum Teufel, ist Inklusion?!" fragt der Autor. Er weiß es längst und schreibt

    "Inklusion, das vorweg, ist die gleichberechtigte und selbstverständliche Teilhabe von behinderten Kindern an der Regelschule."

     

    Damit greift er aber zu kurz. Es geht nicht vorrangig um behinderte Menschen (und es ist kein schulisches Thema). Inklusion bedeutet, dass keine Unterschiede gemacht werden, sondern in allen gesellschaftlichen Kontexten Bedingungen geschaffen werden, dass sich alle willkommen fühlen können, alle teilhaben können. Dass das Thema Behinderung (zurecht) eine solche Aufmerksamkeit bekommt, liegt an der UN-Behindertenrechtskonvention, und an der für viele Deutsche bestehende Unmöglichkeit Behinderten gleichberechtigt teilhaben zu lassen.

     

    Anmerkung 2:

    Das Wort "inkludieren" ist ein schöner Sprachfehler auf dem Weg zur Inklusion. Wenn Inklusion herrschte SIND alle inkludiert, sie WERDEN nicht inkludiert. Aktuell werden die Menschen (Mädchen in einer bis dahin Jungensschule, Behinderte in einer bis dahin Regelschule ohne Behinderte, MigrantInnen in einer Gesellschaft usw.) eben integriert.

     

    Zur Sache Zustimmung: Alle Kompetenzen sollen genutzt werden, um dem Ziel Inklusion näher zu kommen. Schulen haben da viel nachholbedarf, obwohl es ja viele Beispiele gibt, wo Haltung und Leistung schon vorhanden sind, z.B. Inklusive Grundschule http://www.reinhard-staehling.de/html/buch5.htm (mit sehenswertem Film: https://www.facebook.com/pages/Berg-Fidel-der-Film/236611606398183)

  • F
    Fanni

    Wobei die Frage im Raume steht, ob diese sogenannte Inklusion den gemeinten Kindern wirklich von Vorteil ist. Aber das spielt keine Rolle, es geht den Befürwortern um Ideologie.

  • JH
    Johann Horvath

    Sehr geehrter Herr Füller,

     

    warum haben Sie eigentlich mein Material benötigt, wenn Sie nur schreiben wollen, dass mein Workshop in Berlin zur Vorlesung "ausgeartet" ist. Das ist wieder ein Beispiel dafür, dass man Materialien nicht leichtsinnig an Journalisten weitergeben soll, weil sie meist Schindluder damit treiben.

    Die Teilnehmer des Workshops haben auf meine Ausführungen da wesentlich differenzierter und interessierter geantwortet.

    Meine Thesen waren ja auch eng auf die Aussagen der 130 Teilnehmer bezogen, deren Meinung zum Heilpädagogen in der Schule wir vorher mit Karten abgefragt und ausgewertet werden.

    Allerdings sind in Ihrem Artikel auch wichtige und weiter führende Aussagn enthalten, die ich gerne für meine Arbeit als Dozent mit nehme.

     

    Viele Grüße

     

    Johann Horvath

  • H
    HP-Studentin

    Lieber Herr Füller,

    Ihnen ist da auf dem Berliner Kongress eine wichtige Info entgangen: Heilpädagogen werden in Deutschland NICHT nur unakademisch an Fachschulen ausgebildet, sondern seit Jahrzehnten auch ganz akademisch an (oftmals kirchlich getragenen) Hoch- bzw. Fachhochschulen, deren Absolventen den Bachelor of Arts im Studienfach Heilpädagogik erlangen. Inzwischen gibt es auch Masterstudiengänge in diesem Fach, sodass Sie in Berlin bestimmt nicht wenigen studierten Heilpädagogen über den Weg gelaufen sind, die den Vergleich mit studierten Sonderpädagogen keineswegs scheuen müssen.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Inklusion-Integration einfach leben

    Für alles hat die Menschheit ein entsprechendes Vokabular,so auch was das Vokabular Inklusion betrifft.

    Integration von gehandicapten Kindern in das Regelschulsystem,das gemeinsame Unterrichten von gehandicapten und Nichtgehandicapten kindern dies ist das Ziel der Inklusion und der ratifizierten

    UN-BehindertenrechtsKionvention.

    Nicht reden ist angesagt,sondern Taten.