■ Initiativen: Jugend gegen Rassismus in Europa
Berlin (taz) – Nicht nur in Deutschland sind die Rechten auf dem Vormarsch. Und nicht nur in Deutschland gibt es viele Jugendliche, die sich gemeinsam dagegen wehren wollen. Doch ihnen fehlt in den meisten Fällen eine feste Organisation. Um dem Abhilfe zu schaffen, hat sich ein Netzwerk gebildet, das sich „Jugend gegen Rassismus in Europa – JRE“ nennt.
Im Frühjahr dieses Jahres hatte die belgische Antifa-Organisation Blockbusters die Initiative für die Gründung von JRE ergriffen. Im Oktober bildete sich ein Veranstaltungskomitee anläßlich der Internationalen Demo gegen Rassismus und Faschismus in Brüssel, aus dem auch in Deutschland JRE als feste Institution hervorging. Europaweit agieren bislang JRE-Gruppen nicht nur in Belgien und Deutschland, sondern auch in den Niederlanden, Irland, Großbritannien, Schweden, Österreich, Norwegen, Frankreich, Spanien, Polen, Ungarn und der ČSFR.
Am letzten Novemberwochenende fand schließlich ein Treffen in Bad Karlshafen bei Kassel statt, an dem 200 Jugendliche aus zwölf Bundesländern teilnahmen, um JRE in Deutschland offiziell zu gründen. In der Gründungserklärung heißt es, daß das vorrangige Ziel von JRE darin besteht, eine europaweite, linke Gegenkraft aufzubauen. Diese richtet sich „sowohl gegen die Nazis auf der Straße als auch gegen die rassistischen Schreibtischtäter in Regierungs- und Konzernetagen“. JRE fordert in ihrer Erklärung auch Führer der Gewerkschaften, der SPD und anderer linker Parteien dazu auf, zusammen mit ausländischen KollegInnen die „Selbstverteidigung“ zu organisieren. Dies könne beispielsweise in Form von Nachbarschaftskomitees zum Schutz von Asylbewerberheimen geschehen, aber auch in der Verhinderung von faschistischen Veranstaltungen und rassistischer Propaganda. Es gelte aber auch, Ursachen von Rassismus und Faschismus zu bekämpfen und soziale Fragen aufzugreifen. So fordert JRE in ihrem Programm dazu auf, gemeinsam soziale Mißstände wie Armut, Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, aber auch die Diskriminierung von Frauen zu bekämpfen.
Die TeilnehmerInnen der Gründungskonferenz lehnen auch die Anwendung von Gewalt nicht grundsätzlich ab, solange sie der Verteidigung bedrohter Menschen, aber auch dem Selbsschutz dient. Gleichzeitig sei jedoch klar, daß anhand stichhaltiger Argumente der breiten Bevölkerung erklärt werden muß, weshalb Auseinandersetzungen zwischen Rechten und Linken stattfinden. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, zwei rivalisierende Jugendbanden würden sich bekriegen.
Die JRE finanziert sich bislang zum einen Teil durch Spenden, mit denen jedoch nicht fest kalkuliert werden kann. Zum anderen Teil wird versucht, die Unkosten durch Mitgliedsbeiträge (vierteljährlich DM 10, ermäßigt 5 DM) zu decken. Für eigene Büroräume oder die dringend notwendigen technischen Geräte reichen diese Beträge nicht aus. Wer Mitglied bei JRE werden will oder sie anderweitig unterstützen möchte, kann sich an die JRE-Zentrale in Köln wenden: Jugend gegen Rassismus in Europa, Hauptpostlagernd, 5000 Köln 1, Konto-Nr. 12777-501, BLZ 370 100 50 PGA Köln. Unter der Info- Tel.-Nr. 0221/13 45 04 können auch die Adressen der weiteren 33 örtlichen JRE-Gruppen in Ost- und Westdeutschland erfragt werden. Julia Groten
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