Initiative gegen Rechts: Protest gegen Nazishop im Kasten
Der Widerstand gegen den "Thor Steinar"-Laden in der Rosa-Luxemburg-Straße wächst. Mithilfe von drei Containern will eine Initiative über Neonazis und die jüdische Geschichte des Kiezes aufklären.
Der "Tönsberg"-Laden in der Rosa-Luxemburg-Straße bringt Mitte auf Trab. Bereits am 9. Mai will die Initiative Mitte gegen Nazis ihr Protestprojekt der Öffentlichkeit vorstellen. Die Initiative besteht aus Anwohnern und Gewerbetreibenden, die sich gegen den rechten Szeneladen wehren.
"Tönsberg" vertreibt ausschließlich Klamotten der Marke Thor Steinar, die mit rechtsextremer Symbolik gezielt Neonazis anspricht und in der Szene als Erkennungszeichen gilt. Der Vermieter hat den Mietvertrag mit drei Jahren Laufzeit zwar schon gekündigt, die rechtlichen Streitereien ziehen sich aber noch hin. Die Initiative will den Rechten deswegen schon vorher in die Suppe spucken.
Bei dem Projekt handelt es sich um drei Container, die die Initiative in der Rosa-Luxemburg-Straße aufstellen will. Ihre Außenwände sollen mit Bannern bespannt werden, die über die Geschichte des einst jüdisch geprägten Viertels und über moderne Erscheinungsformen des Rechtsextremismus informieren. Auf dem dritten Container soll eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Laden stattfinden. Die Initiative sammelt derzeit noch Ideen für Protestplakate.
Für die Innenräume ist zunächst keine Nutzung geplant. "Es ist aber denkbar, dass sich das Projekt weiterentwickelt", sagte André Glasmacher, einer der Initiatoren. Lilian Engelmann, die in der Straße einen nichtkommerziellen Ausstellungsraum betreibt, betonte außerdem den symbolischen Aspekt. Mit den wuchtigen Containern mache man den Neonazis im Wortsinne "den Raum streitig".
Das Engagement der Anwohner stimmt Engelmann zuversichtlich: "Ich find es super, wie alle mitmachen und wie zügig sich alles entwickelt", sagte sie. "Es geht zack-zack-zack."
Ein Tempo, mit dem das Bezirksamt anscheinend nicht mithalten kann. Laut Glasmacher und Engelmann liegt die für das Aufstellen der Container benötigte Genehmigung noch nicht vor. Bezirksbürgermeister Christian Hanke (SPD) hatte aber bei einer Veranstaltung Anfang des Monats zu verstehen gegeben, dass die Genehmigung reine Formsache sei. "Ich nehme Hanke da einfach beim Wort", sagte Engelmann. Der Bürgermeister selbst war am Dienstag für ein Statement nicht zu erreichen.
Auch wird immer konkreter, wie das nach Angaben der Initiative 11.000 Euro teure Projekts finanziert werden soll. "Wir haben 1.000 Euro zugesagt", sagte Sebastian Brux von der Amadeu Antonio Stiftung der taz. Auf ihrer Webseite hat die Stiftung einen Spendenaufruf geschaltet. An privaten Spenden seien bereits einige "sehr ordentliche Summen" eingegangen, sagte Engelmann.
Vom Berliner Integrationsbeauftragten Günter Piening könnte weiteres Geld kommen. Sein Amt verfüge über einen Interventionsfonds, der Anti-Rechts-Initiativen kurzfristig Mittel zur Verfügung stelle, sagte Piening. Das Containerprojekt passe gut in dieses Programm. "Wir haben der Initiative signalisiert, dass wir einen Antrag wohlwollend prüfen werden", sagte er.
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