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Ingenieure ohne GrenzenTechno-Elite in Bremen

■ Deutsch-amerikanisches Symposium zu Zukunftstechnologien und „Bionik“

Passend zur Diskussion um ein United States Center haben jetzt rund 80 Hochleistungsingenieure aus Deutschland und den USA technische Zukunftstrends diskutiert. Gastgeber des dreitägigen Workshops „Frontiers of Engineering“ war dieses Jahr die Bremer Universität.

Wolfgang Benecke, Professor am Institut für Mikrosys-temtechnik (IMSAS) richtet die von der amerikanischen „National Academy of Engineering“ initiierte Tagung aus. „Hier treffen sich die Ingenieure, die an vorderster Front arbeiten, die Führungsriege der nächsten Jahrzehnte“, schwärmt Eduard Reithmeier (Uni Hannover), Vorsitzender der Tagung. In wechselnden amerikanischen und deutschen Städten verabreden sich die jährlich neu ausgewählten Nano-Mechaniker, Internet-Spezialisten, Molekularbiologen, Oberflächentechniker etc. aus Industrie und Wissenschaft. „Eine Truppe, die sich sonst nie finden würde“, glaubt Reithmeier.

Konkrete Projekte oder Ko-operationen sind aus dem Work-shop noch nicht entstanden, aber darum soll es auch nicht gehen. Vielmehr soll die Tagung die weitverzweigten Ingenieurswissenschaften an einen Tisch bringen und im besten Fall anhaltende Verbindungen stiften.

So seien die menschlichen Proteine im Grunde nichts anderes als „wunderschöne Nanomaschinen mit Hebeln und Haken“, erklärt der Bioinformatiker Helmut Grubmüller vom Max-Planck-Institut (MPI). Die Nanotechniker könnten von dem Bio-Ingenieur also einiges lernen. Diese wiederum haben vielleicht schon Probleme gelöst, mit denen sich die Techniker der Fertigungsstraße einer Autofabrik noch immer herumschlagen.

Grubmüllers Protein-Forschung wird in nächster Zeit von der entstehenden und umstrittenen Gen-Datei profitieren. Angesprochen auf Probleme der Forschung fällt ihm die mangelnde Kapazität der Großrechner ein. Die „Grenzen“ im Titel des „Frontiers of Engineering“-Symposiums sind daher auch nicht als (Selbst-)Beschränkung zu verstehen. „We're pushing the limits“ – wir erweitern die Grenzen, triumphiert Matt Tirrell, Chemiker aus Santa Barbara/Kalifornien. Dabei sind die langwierigen und nicht immer vom Erfolg gekrönten Forschungen den Instituten vorbehalten. „Wir haben an den wissenschaftlichen Einrichtungen natürlich einen viel luxuriöseren Umgang mit dem Faktor Zeit“, beschreibt Helmut Grubmüller den Hauptunterschied zur privaten Forschung.

Ein Problem haben sie dagegen gemeinsam: zu wenig Top-Leute. Wie bei den Informatikern hat die schlechte Konjunktur in den vergangenen zehn Jahren einen Mangel an Spezialis-ten bewirkt. Die Green Card, so die Chemikerin am Ulmer Forschungslabor von DaimlerChrysler, Sonja Lebus, könnte also auch hier zum Thema werden. Ausbildung und Grundlagenforschung sind kostenintensiv und nicht sofort verwertbar, also werden sie abgetreten an die Institute und Universitäten.

Auf der Tagung war das kein Thema, die vier „Sessions“, die an drei Tagen abgehalten wurden, beschäftigten sich ausschließlich mit technischen Fragen. Die kreisten häufig um Vorbilder aus der Natur. „Bionik heißt nichts anderes als: Lerne von der Natur zum Nutzen der Technik“, erklärt Wolfgang Neihuis von der Bonner Universität. Am meisten, sagt er, könnten wir ohnehin von den Pflanzen lernen. „Ein Reh kann weglaufen, wenn's ernst wird, ein Baum bleibt stehen, auch wenn ich mit laufender Kettensäge auf ihn zugehe. Pflanzen können ganz enorme Anpassungsleistungen an die Umwelt vollbringen.“ Das wird dem Baum im Falle der Kettensäge nicht viel helfen, aber die Werkzeuge der Ingenieurswissenschaftler sind ohnehin von anderer Natur. hey

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