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Archiv-Artikel

Information hinter der Information

betr.: „Eine Stadt ertrinkt“, taz vom 31. 8. 05

Gewöhnlich ist es die Information hinter der Information, die wirklich interessant ist. So auch hier. Die Meldung: Die Aufräumarbeiten haben begonnen. Die eigentliche Meldung: Die Flickschusterei hat begonnen. Das lenkt ab und erspart die Denkarbeit über Ursachen und Konsequenzen der Katastrophe. Die irgendwann notwendige Konsequenz, das immer mehr absinkende New Orleans aufzugeben, dürfte somit nicht ansatzweise diskutiert werden.

Eine andere Meldung: George Bush fordert seine Bürger zum Beten auf. Eine tolle Idee, denn wer betet, denkt nicht nach. Dies könnte nämlich zu der unerwünschten Erkenntnis führen, dass die Klimapolitik der US-Regierung mitverursachend für die Intensität des Wirbelsturms ist. Durch tieferes Nachdenken könnte womöglich festgestellt werden, dass der Bush-Clan mit seinem Engagement im Ölgeschäft ein Profiteur des Geschehens ist. Aber keine Sorge, Mr. Bush, niemand wird’s erfahren, die US-Medien werden ihre Hauptaufgabe, sinnentleerten Infomüll zu verbreiten, weiterhin mit Bravour erfüllen. Ach ja, die seit Wochen ihre Ranch in Texas belagernde Mutter eines im Irak getöteten GIs kann jetzt wohl nach Hause gehen. Toller Nebeneffekt, nicht wahr? MARKUS KNORR, Wenden