Indien verlangt Auslieferung: US-Außenministerin Rice will vermitteln
Die indische Regierung hat Pakistan eine Liste mit 20 Terrorverderdächtigen übergeben. Sie sollen den indischen Sicherheitskräften überstellt werden.
BOMBAY ap Nach dem Terrorüberfall von Bombay verlangt Indien vom Nachbarland Pakistan die Auslieferung von 20 Verdächtigen. Außenminister Pranab Mukherjee teilte am Dienstag mit, dass dem pakistanischen Hochkommissar in Indien eine Liste mit den Namen der Terrorverdächtigen übergeben worden sei.
Die zehn bewaffneten Männer, die Bombay in der vergangenen Woche drei Tage lang in Angst und Schrecken hielten, wurden in Lagern ausgebildet, die von der extremistischen pakistanischen Organisatn Lashkar betrieben wurden. Der einzige überlebende Angreifer, Ajmal Qasab, sagte bei seiner Vernehmung, die Gruppe habe mehr als ein halbes Jahr lang in deren Lagern trainiert und Nahkampftechniken erlernt. Bei den Überfällen auf zwei Luxushotels und andere Ziele wurden 172 Menschen getötet und 239 verletzt.
Nach den schweren Vorwürfen aus Neu Delhi hat die pakistanische Regierung Indien gemeinsame Ermittlungen über die Hintergründe und die Verantwortlichen der verheerenden Terrorserie von Bombay angeboten. Das gab der pakistanische Außenminister Shah Mehmood Qureshi am Dienstag in einer Fernsehansprache bekannt. Man sei bereit, ein Team vorzuschlagen, das Indien unterstütze. Der Minister rief die Nation dazu auf, sich nicht über die wachsenden Spannungen zwischen den Atommächten zu sorgen. Er betonte, die pakistanische Regierung und das Militär seien vereint und in der Lage, Pakistan zu verteidigen.
Wegen der Spannungen zwischen den Atommächten wird an diesem Mittwoch US-Außenministerin Condoleezza Rice in Neu Delhi erwartet. Am Tag darauf besucht Rice pakistanischen Medienberichten zufolge Islamabad.
Unter den von Indien genannten Verdächtigen ist auch Masood Azhar, der 1999 aus einem indischen Gefängnis freigepresst wurde - dazu hatten Extremisten eine Maschine der Indian Airlines in ihre Gewalt gebracht. Indien erwarte, dass Pakistan entschlossen gegen diese Elemente vorgehe, sagte der Sprecher des indischen Außenministeriums, Vishnu Prakash.
Die indische Regierung steht nach dem Terrorüberfall aber auch selbst unter massivem Druck, da den Behörden Versagen vorgeworfen wird. So soll der Geheimdienst bereits im September von der Anschlagsplanung informiert gewesen sein. Ministerpräsident Manmohan Singh bereit am Dienstag mit Sicherheitsbeauftragten über mögliche Pannen.
Bei einem Bombenanschlag in der nordostindischen Region Assam wurden am Dienstag mindestens drei Menschen getötet und 29 verletzt. Die Bombe explodierte nach Angaben der Behörden in einem Zug im Bahnhof von Diphu, 300 Kilometer südlich der Provinzhauptstadt Gauhati. Der mit einem Zeitzünder versehene Sprengsatz befand sich in einer Tasche in der Gepäckablage eines Zugabteils. Die Behörden vermuten, dass der Anschlag von der Nationalen Befreiungsfront Karbi Longri verübt wurde, die im Namen einer ethnischen Minderheit für mehr Autonomie kämpft.
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