: Indien ist gegen weitere Eskalationen
■ Sri Lanka wirbt um internationale Unterstützung / Regierung in Delhi sammelt innenpolitische Pluspunkte mit Hilfsaktion
Madras/Colombo (taz/dpa) - Nach dem Abwurf von Hilfsgütern über der Tamilen–Halbinsel Jaffna bemüht sich die indische Regierung, Sri Lanka davon zu überzeugen, daß man den Luftwaffeneinsatz „auf keinen Fall als unfreundlichen Akt“ ansehen dürfe. Wie Außenminister Singh gegenüber dem srilankanischen Botschafter erklärte, müsse die Aktion im „Zusammenhang der indisch–srilankanischen Freundschaft und Indiens anhaltenden Bemühungen, eine politische Lösung des ethnischen Konflikts herbeizuführen“, gesehen werden. Sri Lanka wirbt unterdessen um internationale Unterstützung. Außenminister Hameed übermittelte UNO–Generalsekretär Perez eine Botschaft, in der das Eindringen der indischen Flugzeuge in Sri Lankas Luftraum als „nackte Verletzung“ der Souveränität des Landes verurteilt wurde. Ministerpräsident Premadasa beantragte eine Sondersitzung der Südasiatischen Vereinigung für Regionale Kooperation, deren Vorsitz pikanterweise Indien inne hat. Der Ministerpräsident war während einer Rede zum internationalen „Tag der Umwelt“ von der Nachricht der indischen Hilfsaktion überrascht worden. Mit den Worten „Dies ist die schlimmste Umweltverschmutzung“ leitete der Politiker den aktuellen Teil seiner Ansprache ein. Kurz zuvor hatte der Minister für Nationale Sicherheit in Colombo, Athulathmudali, bekanntgegeben, die Regierung sei gerade dabei, in einer „Operation goodwill“ 900 Tonnen Lebensmittel an die seit letzter Woche unter Kontrolle der Regierungstruppen stehende Region im Osten der Jaffna–Halbinsel zu verteilen. Tamilische Organisationen übermittelten am Freitag der indischen Regierung ihren Dank für die Hilfe. In der Presse des Landes wurde die Operation einhellig begrüßt. „Die Maus hatte schon gedacht, sie hätte den Elefanten erschrecken können“, hieß es im Indian Express unter Anspielung auf die zuvor gescheiterten Lieferungen per Schiff, „aber der internationale Dschungel hält noch allerhand Überraschungen bereit“. In diesem Konflikt scheint es an erster Stelle um Ansehen und nationale Ehre zu gehen und nicht um die Versorgung der 800.000 Tamilen auf Jaffna.
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