: Indien: Islamisten drohen Schauspielerin
■ Anlaß ist Wangenkuß für Mandela
Neu-Delhi (AFP) – In der indischen Öffentlichkeit ist ein Prinzipienstreit um einen Wangenkuß entbrannt, den die indische Starschauspielerin Shabana Azmi dem von ihr bewunderten südafrikanischen Schwarzenführer Nelson Mandela am 1. Dezember in Kapstadt gab. Akbar Ahmed, Chef einer militanten Islamistengruppe, droht nun damit, ein Bild Azmis zu verbrennen, wenn sie sich bis zum heutigen Dienstag nicht für das „unschickliche“ Verhalten entschuldige. Daraufhin stellten sich zahlreiche Schauspieler und Frauenorganisationen demonstrativ hinter die Filmschauspielerin, die selbst Muslimin ist.
„Eine Frau hat nach den Gesetzen des Islam kein Recht, öffentlich mit einem Mann Kontakt aufzunehmen“, sagte Ahmed. Er forderte seine Gesinnungsfreunde auf, die Filme der Schauspielerin zu boykottieren. „Shabana ist der freie Geist eines freien Landes“, konterte ihre angesehene Schauspieler-Kollegin Dev Anand. Der Wangenkuß habe nichts mit sexuellem Verlangen zu tun, sondern nur mit der Bewunderung für den Politiker Mandela. Azmis Mann, der Schriftsteller Javed Akhtar, bezeichnete die ganze Geschichte als „so lächerlich, daß sie keines Kommentars bedarf“.
„Morgen schon könnte die Schauspielerin jemanden in ihr Schlafzimmer einladen“, monierte Professor Badrul Islam von der muslimischen Aligarh-Universität. Es sei im Islam „sogar eine große Sünde, an einen anderen Mann als den eigenen Ehemann zu denken“. Die Frauenrechtlerin Brinda Karat reagierte darauf mit der Bemerkung, der Vorstoß der militanten Islamisten zeige, „wie die Religion benutzt wird, um die Frauen zu kontrollieren“.
Azmi hatte Mandela im Namen der indischen Gemeinschaft von Kapstadt einen Preis verliehen. Das Foto von dem Kuß war anschließend in indischen Zeitungen veröffentlicht worden. Nach ihrer Rückkehr schrieb Azmi über die Begegnung mit Mandela, dessen Leiden während der 27jährigen Haft verkörperten „die Leiden der Entrechteten der Welt, sein Heldentum spiegelt den unbesiegbaren Geist der Menschen im Kampf für Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit wider“.
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