heute in bremen : „Indianer gelten als ungebildet“
Das Übersee Museum Bremen veranstaltet eine Indianer-Werkstatt als Teil des Ferienprogramms für Kinder
taz: Warum sind Indianer so interessant?
Nadine Jubin, Kunst- und Literaturvermittlerin und Leiterin der Indianer-Werkstatt:
Im klischeehaften Bild der Europäer, und zum Teil auch in der Realität, ist das Leben der Indianer sehr frei, naturverbunden und abenteuerlich. Die Idee, kein festes Dach über dem Kopf zu haben, unter freiem Himmel zu schlafen und in die weite Landschaft zu reiten, ist für viele faszinierend. Zudem hatten und haben die amerikanischen Ureinwohner ein spezifisches Wissen, das zwar wertvoll ist, aber wenig wertgeschätzt wird.
Wollen Sie auch gängige Mythen über Indianer aufdecken?
Sicher soll hinterfragt werden, was Bücher, Filme oder Erzählungen über Indianer transportieren. Dafür erkunden wir deren Lebensweise vor rund 150 Jahren und heute. Die Kinder sollen ruhig wissen, dass Indianer nicht jederzeit mit einem großen bunten Federbusch auf dem Kopf umherliefen. Gemeinhin gelten Indianer als ungebildet, weil sie nicht schreiben, lesen oder rechnen konnten. Vergessen wird häufig, dass sie lediglich andere, uns unbekannte, Überlieferungsarten und Kommunikationsweisen entwickelten, die den europäischen Einwanderern lediglich unbekannt waren.
Wie wollen Sie Mythen hinterfragen?
Indem ich die uns fremde Kultur näher vorstelle. Kaum mehr bekannt sind beispielsweise die so genannten Winterzählungen: In kleinen, sehr einfachen Zeichnungen haben Indianer früher bestimmte Geschehnisse und Situationen festgehalten, die sie rückblickend auf ein Jahr oder einen Monat für sehr wichtig hielten. Über diese schriftlose Überlieferungsart sowie die Entwicklung der Zeichensprache und des Spurenlesens und dem Handwerk wie Perlensticken werden die Kinder etwas lernen und sich selbst daran probieren.
Was reizt Kinder daran, Cowboy und Indianer zu spielen?
Ich denke, es reizt sie sowohl der Konflikt als auch die anschließende Annäherung und der Friedensschluss. Sitting Bull wurde als Stratege und fast „heiliger Mann“ gefeiert, weil er sich gegenüber fremden Kulturen der Einwanderer öffnete. Gleichzeitig versuchte er die eigene Kultur größtenteils friedlich zu verteidigen.
Übersee Museum Bremen, Indianer-Werkstatt „So lebten sie in der Zeit von Sitting Bull“ im Ferienprogramm für Kinder, 30. 12. 2008, 10-13 Uhr, Teilnahmegebühr: 8 Euro