: In der DDR sind 100.000 arbeitslos
■ 15.000 arbeitslose Jugendliche, viele kündigen im Wunsch nach unbegrenzter Freiheit
Berlin (afp/taz) - Die Zahl der registrierten Arbeitslosen in der DDR beträgt erstmals mehr als 100.000. Wie die Ministerin für Arbeit und Soziales, Regine Hildebrandt (SPD), am Dienstag vor Journalisten in Berlin mitteilte, waren Ende Mai knapp 95.000 Erwerbslose bei den Arbeitsämtern gemeldet. Von ihnen hatten rund 53.000 eine Facharbeiterausbildung, 14.000 einen Hoch- oder Fachhochschulabschluß und 26.000 keine Fachausbildung. Nach Frau Hildebrandts Angaben gab es rund 15.000 arbeitslose Jugendliche, die teilweise ihre Stellen selbst gekündigt haben. Die Zahl der offenen Stellen betrug Ende Mai gut 54.000. Als Motiv für diese Kündigungen nannte die Ministerin den Wunsch nach mehr Freiheit und die Hoffnung der Jugendlichen auf besser bezahlte Gelegenheitsarbeiten in West-Berlin. In einigen Branchen wie etwa dem Baugewerbe gibt es in der DDR noch freie Ausbildungsplätze. Aktive Arbeitsmarktpolitik in der DDR soll Arbeitslosigkeit mindern. Die DDR-Regierung will mittels einer aktiven Arbeitsmarktpolitik die Arbeitslosenzahl niedrig halten und durch Sofortmaßnahmen die Umschulung und Fortbildung von Arbeitnehmern fördern. Die im Ministerrat beschlossene Konzeption stelle eine Kombination aus Wirtschafts- und Arbeitsförderung dar, sagte die Ministerin Regine Hildebrandt. Als Sofortmaßnahme werden von Arbeitslosigkeit bedrohte Beschäftigte weiterqualifiziert, der Aufbau freier Bildungseinrichtungen unterstützt und Pilotprojekte zur Arbeitsbeschaffung gefördert. Im Juni stehen für diese Bereiche nach Frau Hildebrandts Angaben 3,8 Millionen Mark zur Verfügung. Das Bundesarbeitsministerium unterstützt die Arbeitsförderung in der DDR mit knapp 90 Millionen Mark. Ab 1.Juli wird in der DDR Kurzarbeitergeld auch in Betrieben gezahlt, die als nicht sanierungsfähig angesehen werden.
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