: In den Tod gepeitscht
■ Nach öffentlicher Auspeitschung brachte sich Frau in Bangladesch um
Dhaka (dpa) – Die Schmach über ihre öffentliche Auspeitschung hat eine 32jährige Frau aus Bangladesch zum Selbstmord getrieben. Nach Zeitungsangaben von gestern war die junge Witwe und Mutter zweier Kinder von einem sogenannten islamischen Scharia-Gericht in Debidwar, etwa hundert Kilometer östlich von Dhaka, zu achtzig Peitschenhieben verurteilt worden war, weil sie eine Affäre mit einem Nachbar hatte und von diesem schwanger war.
Den Angaben zufolge wurde Monwara Begum am 3. Oktober vor rund 200 Schaulustigen und vor den Augen ihres Geliebten mit einem Lederriemen ausgepeitscht. Ihr Freund und Nachbar wurde nicht bestraft. Nachdem die Frau in ihre Hütte zurückgebracht worden war, nahm sie sich mit Pflanzenschutzmittel das Leben. Der Fall wurde erst jetzt bekannt, weil Menschenrechtsgruppen protestierten.
Der islamische Geistliche, der die Strafe ausgesprochen hatte, wurde festgenommen, nachdem Verwandte von Begum Anzeige erstattet hatten. Er rechtfertigte das Urteil mit der Scharia – dem religiösen Recht des Islam – die in solchen Fällen eine Läuterung der Betroffenen vorschreibe. Offiziell sind Scharia-Gerichte in Bangladesch verboten. In ländlichen Gebieten sind sie aber dennoch weit verbreitet.
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