: In Südafrika sind 281 Kinder in Haft
■ Minister für „Recht und Ordnung“ legt Liste vor / 4.000 unter dem Ausnahmerecht festgenommene Personen zugegeben
Kapstadt (ap/dpa) - In Südafrika befinden sich nach offiziellen Angaben derzeit 4.000 Personen unter dem seit acht Monaten geltenden Ausnahmerecht länger als 30 Tage in Haft. Das geht aus einer Liste hervor, die der südafrikanische Minister für Recht und Ordnung, Adriaan Vlok, am Donnerstag dem Parlament in Kapstadt vorlegte. Davon sind nach Vloks Angaben 281 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren. Vlok räumte ein, daß es mehr Inhaftierte gebe, die noch keine 30 Tage eingesperrt seien, doch sei die Regierung nicht verpflichtet, über diese Fälle Auskunft zu geben. Der Minister widersprach mit Nachdruck den Angaben oppositioneller Gruppen, wonach die Polizei gegenwärtig zwischen 20.000 und 29.000 Menschen in Haft halte. Das Ausnahmerecht kennt keine zeitliche Begrenzung für die Polizeihaft. Gerichtsverfahren sind nicht notwendig, doch werden die Betroffenen in der Regel nach zwei Wochen einem Haftrichter vorgeführt, der dann über die Fortsetzung der Haft befindet. Vlok bedauerte, daß auch Kinder festgehalten werden. Aus seiner Liste geht hervor, daß von den Häftlingen drei nicht älter als elf Jahre, 18 nicht älter als zwölf Jahre, 91 nicht älter als 13 Jahre und 169 nicht älter als 14 Jahre sind. „Jugendliche ab 14 Jahren sind nach dem Gesetz voll verantwortlich“, erklärte der Minister dazu. Bei der Festnahme von Kindern gehe die Polizei „mit ganz besonderer Vorsicht vor“, sagte Vlok. Der südafrikanische Justizminister Kobie Coetsee hatte am Dienstag Zahlen zur Situation in südafrikanischen Gefängnissen vorgelegt, wonach in den letzten zwei Jahren Hunderte von Häftlingen in Hungerstreiks getreten sein sollen.
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