: In Rumänien beginnt die „große Privatisierung“ mit Coupons
Bukarest (afp/taz) — In Rumänien werden seit gestern alle BürgerInnen vom Staat ermuntert, sich als Aktienbesitzer aktiv in das Wirtschaftsleben einzuschalten. Mit der Ausgabe von je fünf Wertgutscheinen begann die „große Privatisierung“, die der darniederliegenden Industrie wieder Auftrieb bringen soll. Die Nationale Privatisierungsagentur (ANP) hat ein Programm entwickelt, mit dem die Aktien weit in der Bevölkerung gestreut werden. Für den Einstieg in die Kampagne wurden 30 Prozent des zu privatisierenden Wirtschaftsvermögens bereitgestellt. Für die übrigen 70 Prozent ist ein Stufenplan für den Verkauf an private Investoren vorgesehen. Grundlage der Privatisierungswelle in Rumänien ist ein im vergangenen August verabschiedetes Gesetz. Verwaltet werden die Wertgutscheine von fünf Fonds für den Privatbesitz. Die ANP überschreibt 6.300 Einzelunternehmen diesen regional gegliederten Fonds. Vor der Umwandlung der Gutscheine in richtige Aktien muß jedoch das Leistungsvermögen der Unternehmen bewertet werden. Die RumänInnen haben das Recht, ihre Wertgutscheine auf andere Personen zu übertragen, nicht jedoch auf AusländerInnen. Für sie wird es erst in der zweiten Privatisierungsrunde interessant. Die dem Staat verbliebenen 70 Prozent der zu privatisierenden Unternehmen werden von einem Fonds für den Staatsbesitz verwaltet. Der Fonds soll die Veräußerung an in- und ausländische Kapitalbesitzer innerhalb von sieben Jahren betreiben und dazu Aktien ausgeben. Einige Sektoren sollen überhaupt bis auf weiteres dem Staat vorbehalten bleiben. Dazu gehören der Bergbau, Energie- und Rüstungsunternehmen sowie Bahn und Post.
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