… DIE ABGEORDNETE MUTTER? : In Ruhe stillen
Viele Stunden ihres Lebens hat Anja Schillhaneck mit Anträgen und Gesprächen zu Wissenschafts- und Europapolitik verbracht. Übermäßig viel Öffentlichkeit hat sie dabei nicht gefunden. Am Donnerstag aber zoomten gleich mehrere Fernsehkameras auf die Vize-Fraktionschefin der Grünen im Abgeordnetenhaus. Doch nicht wegen der Politik. Schillhaneck (35) war vielmehr mit ihrer 13 Wochen alten Tochter Merit erste Nutzerin des gerade eröffneten Kinderzimmers des Parlaments. Bei den Abgeordneten hat es nämlich einen Baby-Boom gegeben, aktuell gibt es zehn Kindern unter zwei Jahren.
Einen Still- oder Wickelraum gab es nach Parlamentsangaben zwar schon zuvor. Bloß sei der nicht wirklich kindgerecht gewesen. Außerdem fehlte dort eine Betreuung. Die Abgeordneten dürfen zwar nach einem schon sieben Jahre alten Beschluss ihre kleinen Kinder mit ins Plenum bringen. Das hilft bloß wenig, wenn die Kleinen mal lauter sind oder Mutter oder Vater ans Rednerpult muss.
Künftig wird während jeder Plenarsitzung, die schon mal über zwölf Stunden dauern kann, eine Fachfrau in Raum 174 bereitstehen, der vom Plenarsaal aus in weniger als einer Minute zu erreichen ist. Dort gibt es neben Kinderbett und Wickelkommode auch einen Lautsprecher, um die Plenardebatte verfolgen zu können. Einen Monitor soll es aber nicht geben – Fernsehen im Kleinkindalter ist nicht angesagt. STA Foto: ap