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In Guatemala geht der Terror weiter

■ „Americas Watch“ legt Bericht zur Lage der Menschenrechte vor: Politische Gegner von Militärs getötet und verschleppt

Washington (ips) - Die Regierung des seit Januar 1986 in Guatemala amtierenden Christdemokraten Vinicio Cerezo kann keine entscheidenden Verbesserungen der Menschenrechtslage vorweisen. Zu diesem Ergebnis kommen die in New York ansässige unabhängige Menschenrechtsorganisation „Americas Watch“ sowie die „Britische Parlamentarische Menschenrechtsgruppe“. In einem am Dienstag in Washington veröffentlichten Bericht der Organisationen heißt es, bei geringfügigen Fortschritten sei die allgemeine Lage der Menschenrechte unter Cerezos Präsidentschaft weiterhin „schrecklich“. Cerezos Präsidentschaft, die zwei Jahrzehnte Militärdiktatur ablöste, hat nach Darstellung der Autoren die Macht der Militärs nicht brechen können. Gewalttaten von Militärangehörigen gegen die Zivilbevölkerung seien weiterhin an der Tagesordnung. Angaben guatemaltekischer Menschenrechtsgruppen zufolge seien 1986 mindestens 220 Menschen aus politischen Gründen getötet und mehr als 120 Menschen im gleichen Zeitraum verschleppt worden. In den Landgebieten zwingen die Militärs die Bauern zur Teilnahme an „zivilen Verteidigungspatrouillen“, um Angriffe von linksorientierten Rebellen abzuwehren. Der Kontrolle der Armee unterstehen nach Angaben des Berichts immer noch die sogenannten „Modelldörfer“, in die zur Zeit der Militärdiktatur Zehntausende von Guatemalteken zwangsangesiedelt worden waren. Die Armee kontrolliere praktisch jede Bewegung der Bewohner. Scharfe Kritik üben die Autoren an Cerezos Einstellung zum Amnestiegesetz, das die Militärregierung von General Oscar Mejia noch kurz vor ihrem Rücktritt erließ. Da Cerezo nicht an der selbsterlassenen Straffreiheit der Militärs zu rütteln gedenke, könnten die fortgesetzten Menschenrechtsverletzungen nicht überraschen.

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