: In Australien liegt Labour vorn
■ Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen erlitt die Labour–Partei leichte Stimmverluste / Premier Hawke bleibt weitere 3 Jahre im Amt / Oppositionsbündnis unterlag wegen Zerstrittenheit
Canberra (afp) - Erstmals in ihrer Geschichte ist es der australischen Arbeiter–Partei gelungen, dreimal hintereinander den Sieg bei den Parlamentswahlen davonzutragen. Mit Parteiführer Bob Hawke an der Spitze wird sie die Geschicke des Landes auf weitere drei Jahre, bis 1990, lenken. Der Labour–Wahlsieg wird von dem möglichen Nachfolger des Ministerpräsidenten in der Parteiführung, Paul Keating, auf die erfolgreiche Wirtschaftspolitik zurückgeführt. Beobachter und auch der größte Rivale Hawkes im Wahlkampf, der liberale John Howard, räumen jedoch ein, daß die Querelen auf den Oppositionsbänken zu dem Triumph Labours beitrugen. Hawke hat bereits am Sonntag eine Umbildung seines Kabinetts in Aussicht gestellt. Mindestens 3 Ministersessel sollten neu besetzt werden. Hawke will dem linken Flügel der Partei größeren Einfluß in der Regierung einräumen. Die endgültigen Resultate der Wahlen vom Samstag werden erst in einigen Tagen feststehen, da zahlreiche Australier in der Ferienzeit von ihrem Recht auf Briefwahl Gebrauch machten. Dennoch ist man in politischen Kreisen bereits davon überzeugt, daß die Labour Partei im Repräsentantenhaus ihre 16–Sitze–Mehrheit auf jeden Fall behalten hat, ihren Vorsprung vielleicht sogar bis auf 24 Sitze ausbauen konnte. Das Repräsentantenhaus umfaßt insgesamt 148 Abgeordnete, der Senat verfügt über 76 Sitze. In diesem Gremium könnte die Demokratische Partei zum Zünglein an der Waage werden. Politische Beobachter rechnen dieser Partei im Senat sieben Stimmen zu. Die Themen des diesjährigen Wahlkampfes waren ausschließlich auf die Innenpolitik zugeschnitten. Die Labours führten eine künftige Steuererleichterung ins Feld und beriefen sich auf die Erfolge der Regierungspolitik im Wirtschaftsbereich. So sei das Haushaltsdefizit verringert, die Zahl der Arbeitslosen abgebaut und das Klima zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern verbessert worden. Rivale Howard hatte mit seinen Ankündigungen einer drakonischen Steuererleichterung die Australier nicht überzeugen können. Themen der Auslandspolitik wie die Atomversuche Frankreichs im Pazifik und die Frage der Unabhängigkeit Neukaledoniens wurden von keinem der Kandidaten angesprochen.
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