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Archiv-Artikel

■ Eine kleine Wahlnachlese Immer mehr stellen die Systemfrage

betr.: „Wowereit hat zwei Probleme“, taz vom 19. 9. 06

Während Friedbert Pflüger noch bis zuletzt davon träumte, Berlin eine „First Lady“ vorstellen können, verhagelte ihm ein aufgeräumter Wowi die Show mit seinem ersten Auftritt mit dem „First Man“, seiner besseren Hälfte. Doch so lustig, wie Wowi das alles fand, ist es wirklich nicht, wobei der Einzug der Nazis in den Mecklenburger Landtag und einige Berliner Bezirksverordnetenversammlungen in seiner Wirkung noch übertroffen wird von der wachsenden Partei der Nichtwähler. Dabei ist es falsch, diese für unpolitisch zu halten.

Gerade die erschütternden Verluste der PDS in Ostberlin zeigen, dass die Ostdeutschen durchaus sehr politisch wählen, weil es eben nicht – wie von Medien böswillig unterstellt – alte SED-Kader waren, die die PDS bisher wählten, sondern Menschen, die in der PDS ihre einzige Vertretung gegen die Übermacht der westlichen Dominanz in Politik, Wirtschaft, Bildung und so weiter sahen.

Doch eine Partei, die sich sehr mit sich selbst beschäftigt, hochfliegende gesamtdeutsche Pläne hat, sich immer weniger mit Problemen, die Ostdeutschen auf den Nägeln brennen, beschäftigt und so bewusst den Charakter der „Ostpartei“ ablegt, verliert ihr Wählerpotenzial. So stellen gerade diese politisch Engagierten immer mehr die Systemfrage. GERHARD ROSENBERG, Berlin