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Im Zweifel was da haben

Können wir Menschen trauen, die sagen, sie wollten kein Weihnachtsgeschenk? Nicht immer, sagt der Psychologe Wilfried Weyandt. Wer Enttäuschungen vermeiden will, braucht Notfallpräsente

INTERVIEW: KAIJA KUTTER

taz: Herr Weyandt, es gibt viele Erwachsene die sagen: „Schenke mir nichts zu Weihnachten. Ich will nichts.“ Was raten Sie uns als Psychologe? Können wir ihnen glauben?

Wilfried Weyandt: Dazu kann man einiges sagen. Es geht hier um Erwachsene, niemals um Kinder. Wenn ein Erwachsener so etwas entscheidet, muss man zunächst sagen, der ist mündig und ich kann ihn beim Wort nehmen. Auf der anderen Seite geht es hier nicht um den Mann auf der Straße, sondern um Leute, die einem nahestehen. Da ist die Frage, kenne ich den gut genug, um zu wissen, was der eigentlich sagt. Oder ist die Person vielleicht doch enttäuscht, wenn sie kein Geschenk bekommt.

Und wie finde ich das bei den Menschen heraus?

Es kommt darauf an, was sie sagen. Sagt einer: „Mir brauchst du nichts zu schenken“, ist das nur eine Form von Bescheidenheit. Dann gibt es Leute, für die ist es wichtig, das Nichtschenken zu vereinbaren. Wenn sie selber nichts besorgt haben, ist es wichtig für sie zu wissen, dass sie nichts bekommen. Dann gibt es natürlich immer wieder Menschen, die sich an diese Vereinbarung nicht halten und doch schenken und dann enttäuscht sind, wenn sie wirklich nichts zurückbekommen. Da ist es wichtig, dass man seine Pappenheimer kennt.

Warum wollen Leute eigentlich nichts schenken?

Es gibt Leute, da weiß man von vornherein, dass sie nichts Gescheites schenken und die Sachen zu Hause nur rumstehen. Da kann es lebenserleichternd sein, nichts geschenkt zu bekommen. Und es gibt auf der anderen Seite Menschen, meist die Frauen, die immer gute Ideen für ein passendes Geschenk haben, während anderen das unendlich schwerfällt.

Aber was mache ich, wenn ich mit einer Person verabrede, nichts zu schenken, und sie mich dann Heiligabend plötzlich mit einem Präsent überrascht?

Es gibt ja die Möglichkeit bei einem Verdacht, dass es dazu kommt, eine Kleinigkeit im Ärmel zu haben. Ich darf zwar akzeptieren, was ein Erwachsener sagt. Aber es gibt eben Leute, die sagen etwas anderes als sie meinen. Vor allem die, die sagen ‚ich brauche nichts‘, bei denen kann es gut sein, dass sie ohne Geschenk trotzdem unglücklich sind.

Also brauchen wir Notfallgeschenke?

Es kann ganz gut sein, vorzusorgen. Wobei wir vorsichtig sein sollten, dass dann nicht für den Diabetiker nur noch die Tafel Schokolade da ist oder die Schnapsbohnen für den Alkoholiker.

Wäre es nicht doch besser, sich lieber zu viel als zu wenig zu schenken? Weil insgeheim bei jedem zu Weihnachten die alten kindlichen Gefühle hochkommen und jeder sich auf Überraschungen freut?

Ich finde auch, bei all jenen, zu denen wir eine engere Beziehung haben, sind Geschenke etwas sehr Schönes. Nur wenn einer sagt ‚Bitte schenke mir nichts‘, ist das eine Klarstellung, die wir grundsätzlich ernst nehmen müssen.