■ Im Internet kann mann das edle Handwerk des Bierbrauens virtuell erlernen: Sieben Tage arbeite die Hefe, drei Tage der Mensch...
Udo Krause, Fachautor aus Clenze, Kreis Lüchow-Dannenberg, hat vor 18 Jahren angefangen und tut es immer wieder; er gibt sogar Seminare für Anfänger. In den USA tun es eine Million Amerikaner. Auch Australier, Engländer und Deutsche tun es immer öfter. „Homebrewing“ ist eine echte Massenbewegung geworden, und das Internet zur großen Bierbörse.
Hier treffen sich die Braumeister aller Länder und tauschen an virtuellen Pinnwänden ihre Erfahrungen aus. Mancher Heimwerker ist bereits tief in die Mikrobiologie eingetaucht. Obacht! warnt ein Braukundiger, ein zu hoher pH-Wert führe beim Kochen der Stammwürze zu „schlechter Bruchbildung“ und einer „kratzigen Bittere“.
Natürlich gibt es den Brauplaner zum Runterladen, dazu Bezugsquellen, Rezepte, Tips und jede Menge Bier-Links. Anfänger werden behutsam bei der Hand genommen. Das eigene Bier zu brauen sei ein „sehr schönes Hobby“, verspricht Internet-Lehrmeister Richard von der „Emu Brewery“, und gar nicht so schwierig: „Am schnellsten geht es mit Bierbrausets, mit denen man in drei Stunden vierzig Flaschen Bier herstellt.“
Die Qualität des Selbstgemachten wird gerühmt. Das eigene Naturtrübe, sagt Udo Krause, sei geschmacklich „immer besser“ als Industrieware, weil es ungefiltert und ungeschönt, nicht pasteurisiert und nach individuellem Geschmack hergestellt sei. Alle gesundheitlich wertvollen Stoffe blieben erhalten. Tatsächlich brachte der erste Selbstversuch eines blutigen Anfängers im Feinschmeckermagazin Slow den Heimwerkern bereits die Note „befriedigend“. Geruch und Geschmack, befand die Testcombo, seien „nicht unangenehm“.
Selbst bei Einsteigern komme es eigentlich nie vor, daß sie das Bier wegschütten müßten, sagt Udo Krause. Mit etwas Erfahrung werde die uniforme Industriequalität schnell übertroffen. Die Emu Brewery antwortet frech auf die Frage, ob das Heimprodukt so gut sei wie das gekaufte: „Wenn wir Bier brauen, das so schmeckt wie das käufliche, dann haben wir etwas falsch gemacht!“
Auf das schwierige Maischen und Läutern verzichten viele Privatbrauer. Sie kaufen das Easy-Bierkit mit fertigem Malzextrakt, dazu etwas Hopfen, ein Päckchen Bierhefe, Zucker, Wasser, den großen Einmachtopf und einige Instrumente wie Thermometer, Gurgler und Kochlöffel. Dann geht's los. Erste Regel: Alles penibel mit kochendem Wasser auswaschen. Jetzt das Malz in der Büchse aufwärmen, mit Wasser und Zucker in der richtigen Dosis mixen, Hefe zugeben, umrühren, verschließen, Gurgler draufsetzen. Gären lassen und cool bleiben. Sieben Tage arbeite die Hefe, drei Stunden der Mensch.
Wer ein besseres Ergebnis erzielen will, sollte allerdings sein Malz unbedingt selber herstellen, empfiehlt Seminarleiter Krause. Manfred Kriener
Literatur und Kontakt: Udo Krause: „Bier brauen – das Praxisbuch“, Ludwig-Verlag, 29,80 Mark. Seminare: U. Krause, Satkau 1, 29459 Clenze. Im Internet führt der Suchbegriff „Bier brauen“ zu Hunderten einschlägiger Pages.
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