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Ifor herausgefordert

■ Wieder Schießereien in Bosnien. Sarajevo: Serben sprechen mit Muslimen

Sarajevo/Belgrad (AFP/dpa/ taz) – Raketenangriffe und Brandschatzungen haben in Bosnien erneut die Zerbrechlichkeit des Friedensprozesses deutlich gemacht. Besonders gespannt war die Lage in Mostar, wo der muslimische Teil der Stadt am Dienstag abend mit Raketen beschossen wurde. Nach Angaben der EU-Polizei in Mostar wurden zwei Geschosse vom kroatischen auf den muslimischen Teil der Stadt abgefeuert. Bei insgesamt acht Explosionen sei aber niemand verletzt worden sei.

Unter Vorsitz des UNO-Beauftragten Carl Bildt sind gestern Serben und und Muslime in Sarajevo zu Gesprächen über die Zukunft der serbischen Einwohner der Stadt zusammengekommen. Es war das erste Mal seit Kriegsbeginn vor fast vier Jahren, daß sich Vertreter der Serben ins Zentrum von Sarajevo begaben. Bildt sagte, das Treffen solle der Versöhnung dienen. Die serbisch besetzten Vororte sollen im Februar der Regierung unterstellt werden.

Die internationale Friedenstruppe für Bosnien (Ifor) hat den Anschlag auf eine Straßenbahn in Sarajevo vom Dienstag zum „Terrorakt einzelner“ erklärt. Ein Ifor- Sprecher sagte gestern, der Anschlag sei eindeutig von serbischer Seite ausgegangen. Die Nato-Friedenstruppe könne aber keine Sicherheitsgarantie für jeden Straßenzug abgeben. Bei dem Anschlag waren am Dienstag eine Frau getötet und 19 Menschen verletzt worden.

Der kroatische Außenminister Mate Granić ist gestern mit seinem serbischen Kollegen Milan Milutinović und dem serbischen Präsidenten Slobodan Milošević zusammengetroffen. Im Mittelpunkt sollte die Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken stehen. Im November hatten sich Serbien und Kroatien im Grundsatz auf eine diplomatische Anerkennung geeinigt. Die Normalisierung zwischen den einstigen Kriegsgegnern wird durch das letzte serbisch kontrollierte Gebiet in Kroatien, Ostslawonien, und durch den Streit um die Prevlaka-Halbinsel behindert.Seite 9

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