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Ifor-Soldaten sterben bei Explosion in Bosnien

■ Verteidigungsminister Volker Rühe verabschiedet Bundeswehrangehörige nach Kroatien. Belgrad will Mazedonien als unabhängigen Staat anerkennen

Sarajevo/Bonn/Belgrad (AP/ dpa) – Unter der ständigen Gefahr neuer Minenexplosionen haben Ifor-Truppen gestern in Nordwestbosnien mit der Bergung von drei getöteten Briten begonnen. Der Leutnant und die beiden Gefreiten der Rheinarmee waren am Sonntag in der Nähe von Mrkonjic Grad bei einer Minenexplosion getötet worden. Außerdem war ein schwedischer Ifor-Soldat in einem Panzer in Nordbosnien umgekommen, der von einer vereisten Straße rutschte und sich überschlug. Zwei weitere Schweden in dem Fahrzeug wurden schwer verletzt. Ifor- Sprecher Jost Fohmann teilte mit, bisher seien acht Soldaten der Friedenstruppe ums Leben gekommen, weitere 35 seien verletzt worden. Das Fahrzeug der Briten sei von Minen umgeben, was die Bergung erschwere. Im Krisengebiet werden rund sechs Millionen Minen vermutet, nur etwa 30 Prozent sind markiert.

In Tuzla gingen vor dem UN- Flüchtlingskommissariat mehrere hundert Überlebende aus Srebrenica auf die Straße und forderten Informationen über die rund 24.000 Menschen, die seit der Eroberung der ehemaligen UN- Schutzzone im Juli durch die Serben vermißt werden. Mit der Forderung nach Informationen über die Vermißten hatte die bosnische Regierung anfangs auch den Gefangenenaustausch blockiert, der bereits am Freitag vorletzter Woche hätte abgeschlossen sein sollen. Nach Angaben des Roten Kreuzes halten die bosnischen Konfliktparteien immer noch 112 Kriegsgefangene in Haft.

Unterdessen sind die ersten 150 Soldaten des Hauptkontingents der Bundeswehr für den Bosnien- Einsatz nach Split abgeflogen. Bei der Verabschiedung auf dem Köln-Bonner Flughafen ermahnte Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) die Soldaten zu Wachsamkeit. Ihr Auftrag sei nicht ohne Risiko. Bis zum 8. Februar werden mit weiteren Flügen die rund 1.400 Heeressoldaten des Hauptverbandes nach Kroatien gebracht. Nach Abschluß der Verlegung werden die deutschen Einheiten in Kroatien rund 2.600 Soldaten umfassen. Ihre Hauptaufgaben sind die Versorgung der Ifor- Friedenstruppen, deren sanitätsdienstliche Betreuung und Pionierarbeiten.

Belgrad will mit Mazedonien erstmals eines der vier früheren Bundesländer als unabhängigen Staat anerkennen. Die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug meldtete gestern, eine Vereinbarung über die gegenseitige Anerkennung sei bereits unterzeichnet worden. Allerdings sei das Datum über den Vollzug noch offen. Unklar hingegen ist, ob Belgrad Mazedonien unter diesem Namen anerkennt. Gegen den Staatsnamen erhebt das Nachbarland Griechenland Einwände, weil es Ansprüche auf seine eigene Provinz Mazedonien befürchtet.

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