fußpflege unter der grasnarbe : Idrissou nicht geklaut
Haben Sie schon mal überlegt, womit Fußballer ihre Freizeit verbringen? Menschen die anderer Menschen Freizeitbeschäftigung zum Beruf haben, schalten nicht etwa bei Versicherungsmakelei, Bilanzbuchhaltung, Fensterputzen oder Kochen ab. Sie brauchen Freizeit, um sich von den Strapazen zu erholen.
Mohamadou Idrissou, Stürmer des Bundesligisten Hannover 96, bewarb sich während des Afrika-Cups in Tunesien dennoch um eine Stelle als Call-Center-Agent. Das ging soweit, dass sich Beobachter fragten, ob er tatsächlich telefoniere oder das Handy nur dazu benutze, unliebsame Pauschaltouristen oder Journalisten fern zu halten.
Nun verabschiedete er sich mit seinem Team Kamerun nach einem 1:2 gegen Nigeria im Viertelfinale aus dem Turnier und konnte dem grauen Alltag aus Schlafen, Essen und dem Training zur Stärkung der Muskeln mit anschließenden Massagen zwar keinen Pokal, aber ungewöhnlich viele Einblicke in weitere Berufsfelder abgewinnen. Gab er doch für einige Berufe eine passable Bewerbung ab.
Sowohl Handy, Playstation oder Walkman spielten schlagartig keine Rolle mehr zur Überbrückung der quälend langen Zeit bis zum nächsten Mannschaftsessen, als Idrissou feststellte, dass sein Safe aus dem Zimmer verschwunden war.
Es muss schwer für ihn gewesen sein, sich klarzumachen, warum nicht er, sondern sein Safe das Interesse von unliebsamen Dieben auf sich gezogen hat. Nehmen die nicht eigentlich immer das Wertvollste mit? Ist er als gutbezahlter Fußballprofi mit Perspektive auf eine erfolgreiche Call-Center-Karriere tatsächlich so wenig wert? Oder waren es seine Spiele auf der linken Angriffsseite, die die Diebe nicht an werthaltige Beute glauben ließen? Ein ums andere Mal lief Idrissou mit langen Schritten die linke Außenlinie entlang, vergaß aber, dass auch das längste Spielfeld mal ein Ende hat. An einen Rückpass wollte er nun gar nicht denken.
Die Räuber entschieden sich direkt für Cash. Seine 30.000 Dollar Antrittsprämie wanderten mitsamt Safe aus dem Zimmer, weshalb Idrissou zunächst am liebsten Maurer geworden wäre. Nicht nur, um die Täter einzumauern. Denn wie es passieren konnte, dass ein ganzer Safe abhanden kam, war selbst dem Hoteldirektor derart peinlich, dass er den Spielern sofort ARD auf ihre Fernseher installieren ließ, um diese mit dem Bundesligaauftakt in der vorvergangenen Woche zu besänftigen. In Tunesien gab es bis dahin nämlich nur ZDF, RTL, SAT.1 und Eurosport.
Das könnte ARD-Programmdirektor Günter Struve bewegen, über einen neuen Außendienstmitarbeiter nachzudenken. Als Denker zeichnete sich Idrissou aus, als er in die Runde rief: „Hätten sie doch mich mitgenommen, dann hätten sie gleich einen laufenden Geldschrank gehabt.“ Das war aber schon nachdem der Tresor mitsamt dem Geld wieder aufgefunden worden ist. Das hat Idrissou lieber der örtlichen Polizei überlassen. Das sei kein Job für ihn, ließ er Interessierte wissen. Und wenn dann bestenfalls in der Telefonzentrale.
Dann klappte er sein Handy wieder auf, bevor er sich der Betreuung seines Babys annahm und den guten Kindergärtner spielte. Ungefähr das muss der Zeitpunkt gewesen sein, als Idrissou die Idee verworfen haben muss, Maurer zu werden.
Plötzlich war es ihm egal, warum Safes in Tunesien laufen lernen: Sie sind nicht in die Wand eingelassen. Damit hatte sich dann auch die Frage erübrigt, warum die Diebe lieber Geld als Idrissou klauen wollten. Geld kann für sie arbeiten. Idrissou nur Fußball spielen.