piwik no script img

„Ich sehe ganz andere Frauen“

■ betr.: „Wir Landesmütter“ von Nadja Klinger, taz vom 25.2. 98

Haben wir die Wahl, ist die zentrale Frage des Artikels von Nadja Klinger im Wahljahr 98. Betrachtet werden anschließend die Ehefrauen der zur Wahl stehenden Männer. Nach der ausschweifenden Betrachtung der Ehefrauen der regierenden Männer hat die Frau mal wieder keine Wahl. Sie kann sich nur wie Frauen seit Jahrtausenden als Opfer in das Innere zurückziehen, oder wie soll ich das verstehen?

Ich sehe ganz andere Frauen als Frau Klinger, Frauen, die politische Verantwortung übernommen haben und dafür stehen, zum Beispiel Rita Süssmuth, Heide Simonis, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Rebecca Harms, um mal quer zu den Parteien zu gucken. Außerdem kann ich als Frau auch schon lesen, nämlich Parteiprogramme, und mich entscheiden. Ich habe auch, um konkret zur Niedersachsenwahl zu kommen, gar keine Lust, mich mit Ex- und gerade Ehefrauen von Schröder zu beschäftigen, da orientiere ich mich doch lieber an den Frauen, die zur Wahl stehen, zum Beispiel an der Spitzenkandidatin der Grünen, Rebecca Harms. Warum fällt der Blick von Frau Klinger nicht ausgiebig auf Heide Simonis, die sich tatsächlich mit dem Titel Landesmutter schmücken könnte, oder auf Rebecca Harms, die in Niedersachsen um diesen Titel kämpft?

Ich kann das entworfene Frauenbild von Nadja Klinger nicht teilen. Mir ist bekannt, daß auch die traditionellen Muster noch existieren, aber muß ich darüber ständig nachdenken? Ich sehe andere Frauen, ich sehe die Veränderung von Lebensentwürfen, im Alltag, im Beruf und auch in der Politik. Unzählige Frauen haben in den letzten Jahren zäh an dieser Veränderung gearbeitet, und deshalb habe ich die Wahl und werde wählen, dabei gibt es mehrere Möglichkeiten, um mich zu orientieren: Wahlprogramme und Inhalte und starke Frauen. Barbara Weber

Wenn frau sich den Anstrengungen feministischer Kritik nicht unterziehen will, ist man eben hilflos dem mehr als fiktiven weiblichen Wir ausgesetzt. Von der Typenallianz schweigen wir an dieser Stelle. Aber gut.

Dann wollen wir doch in Zukunft genauer studieren, wie biologisch oder politisch demnächst in der taz über die Geschlechterfrage palavert wird, um der Anschauung der Landesmütter und ihren und anderer Frauenbewegungsvorstellungen feministisch beizukommen. Wer da mitmacht, kann auch wieder ideologisch (ja ideologisch- weltanschaulich) dem Feminismus einheizen. Global und lokal, versteht sich. Halina Bendkowski, Berlin

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen