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„Ich kann mich nicht ducken“

Schon vor seiner Zwangsscheidung im Juni war Abu Zaid eine Zielscheibe der Islamisten und hatte mehrere Morddrohungen erhalten. In einem Interview mit der taz im letzten November sagte er dazu: „Ich lebe außerhalb Kairos, und die Fahrt auf der Wüstenstraße in die Stadt dauert lange. Meine Frau und ich versuchen, der Angst mit Humor zu begegnen. Meine Frau ist sehr schlank, ich dagegen bin sehr dick.

Als sie neulich am Steuer saß, sagte sie: ,Wenn sie jetzt aufs Auto schießen, mußt du dich nach unten ducken.‘ Ich deutete auf meinen Bauch und meinte, daß ich dazu kaum fähig sei. Meine Frau antwortete, daß sie mich mit ihrem Körper schützen könnte, obwohl er nur ein Fünftel des meinigen abdecken würde. ,Aber‘, sagte sie, ,du bist so dick, daß die Kugel vielleicht nicht das Innere deines Körpers erreicht.‘

Und dann haben wir gelacht. Das ist die einzige Möglichkeit, den Augenblick zu leben und die nächste Stunde zu vergessen. Es ist eine Art Pessimismus. Oder Optimismus. Ich weiß nicht genau. Irgendwie glaube ich nicht, daß mich jemand töten will, außer er ist absolut verrückt.“

Foto: Mohamed El Dakhkakny/

Sipa

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